Energie: Es gibt mehr Schiefergas als erwartet

Energie: Es gibt mehr Schiefergas als erwartet
Energie: Es gibt mehr Schiefergas als erwartet(c) REUTERS (STRINGER SHANGHAI)
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Die Vorkommen von Schiefergas und unkonventionellen Ölquellen in den USA und 41 anderen Ländern sind um zehn Prozent höher als einst prognostiziert. Schiefergas macht ein Drittel der Erdgasreserven aus.

Wien/APA. Die Schiefergas- und Ölvorkommen in unkonventionellen Lagerstätten in den USA und 41 anderen Ländern stellen nach Berechnungen der EIA (Energy Information Administration) des US-Energieministeriums etwa ein Zehntel der weltweiten Rohöl- und ein Drittel aller Erdgasvorkommen dar. Dabei handle es sich um die mit den derzeit zur Verfügung stehenden technischen Mitteln förderbaren Vorkommen, unabhängig davon, ob die Förderung auch wirtschaftlich sinnvoll sei, heißt es in der vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie.

Mehr als die Hälfte der nachgewiesenen Schieferölvorkommen außerhalb der USA sind in vier Ländern konzentriert: Russland, China, Argentinien und Libyen. Fünf Länder teilen sich mehr als die Hälfte der außerhalb der USA gelegenen Schiefergasvorkommen – China, Argentinien, Algerien, Kanada und Mexiko. Die USA selbst rangieren unter den untersuchten Ländern bei den Schieferöl-Ressourcen an zweiter Stelle hinter Russland und bei Schiefergas an vierter Stelle.

Insgesamt werden die technisch förderbaren Schieferölvorkommen auf 345 Mrd. Barrel (Fass zu je 159 Liter) geschätzt, die Schiefergasvorkommen auf 7299 Billionen Kubikfuß (knapp 259 Billiarden Kubikmeter). Damit hat die EIA ihre Schätzung der weltweiten Schiefergasvorkommen gegenüber dem letzten Bericht aus 2011 um zehn Prozent angehoben.

Nicht alle Vorkommen erfasst

Doch wurden in der aktuellen Studie etliche vielversprechende Schiefergas- oder Schieferölvorkommen noch nicht erfasst, etwa jene unter den großen Ölfeldern im Nahen Osten und in der Kaspischen Region. Auch die nun präsentierten Schätzungen seien unsicher, wird in dem Bericht betont – mehr Gewissheit werde man erst nach Vorliegen von Daten bereits produzierender Quellen haben. Derzeit werden nur in den USA und in Kanada Schieferöl und Schiefergas in wirtschaftlich relevanten Mengen produziert. Die unkonventionellen Öl- und Gasvorkommen in den USA hätten sich als vergleichsweise leicht erschließbar erwiesen und die Förderung in großen Mengen und zu relativ niedrigen Kosten ermöglicht, heißt es in dem Bericht. Das habe die Öl- und Erdgasförderung in den USA etwa ab dem Jahr 2000 revolutioniert – 2012 stammten 29 Prozent der gesamten US-amerikanischen Ölproduktion und 40 Prozent der Erdgasproduktion aus unkonventionellen Vorkommen.

In welchem Ausmaß die Vorkommen in anderen Ländern wirtschaftlich sinnvoll genützt werden können, sei nicht klar. So werde eine Quelle, die nur halb so ergiebig sei wie eine typische Quelle in den USA und bei der die Produktionskosten doppelt so hoch seien, kaum die bereits vorhandenen Angebote vom Markt verdrängen können. Grundsätzlich sind die globalen Gasmärkte viel weniger integriert als die Ölmärkte. Das hat seit dem Anstieg der Schiefergasproduktion in Nordamerika ab 2006 zu einem deutlichen Preisverfall bei Erdgas geführt.

Etliche Länder haben inzwischen begonnen, ihre eigenen Vorkommen auszuloten. So hat etwa Polen bis April dieses Jahres 43 Testbohrungen durchgeführt. Auch Argentinien, Australien, China, England, Mexiko, Russland, Saudiarabien und die Türkei prüfen die Förderung von Schieferöl oder Schiefergas.

Mengenschätzungen geändert

Die EIA hat ihre Schiefergas-Mengenschätzungen gegenüber dem letzten Bericht zum Teil auch deutlich geändert. So wurde die Schätzung für Norwegen von 83 Billionen Kubikfuß (2011) im aktuellen Bericht auf null gesetzt, nachdem die vom Ölkonzern Shell durchgeführten Testbohrungen enttäuschend verliefen. Die Schätzung für das Gasvorkommen im polnischen Lubin-Becken wurde von 44 auf neun Billionen Kubikfuß zurückgenommen. Für Polen insgesamt wurde die Schätzung von 187 auf 148 Billionen Kubikfuß gesenkt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2013)

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