Kroatien: Kaum Impulse durch EU-Beitritt

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Symbolbild(c) EPA (ANTONIO BAT)
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Kroatien ist ab 1. Juli das 28. EU-Land und leidet unter mangelnder Wettbewerbsfähigkeit. Im Gegensatz zu anderen jungen EU-Ländern gab es in Kroatien in der Vergangenheit kaum Investitionen in die Industrie.

Wien/Zagreb/AG. Seit fünf Jahren befindet sich Kroatien in der Rezession. Und auch im Jahr des EU-Beitritts wird die Wirtschaft des Landes schrumpfen.
Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werde das Land nicht so stark von dem Beitritt profitieren wie etwa Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn, die 2004 noch in einer Phase der Hochkonjunktur der EU beigetreten sind. Vielmehr werde der Reformdruck auf Kroatien steigen, attestierte der Chefökonom der Erste Bank Kroatien, Alen Kovac, am Montag in Wien. Kroatien wird am 1. Juli als 28. Land der EU beitreten.

Vor allem im Bereich der öffentlichen Verwaltung und der Rechtsstaatlichkeit habe das Land noch vieles wettzumachen. Bis 2020 seien für das 4,5 Millionen Einwohner zählende Land 11,7 Milliarden Euro aus dem EU-Fonds reserviert. Das entspricht einem Viertel des heurigen Budgets. Erste-Group-Analystin Birgit Niessner glaubt, dass Kroatiens Wirtschaft durch den Beitritt um bis zu ein Prozent stärker wachsen wird.

Stark von Italien abhängig

Im Gegensatz zu anderen jungen EU-Ländern gab es in Kroatien in der Vergangenheit kaum Investitionen in die Industrie. Das Geld floss vor allem in den Dienstleistungssektor, primär in die Finanzbranche und in den Tourismus. Das führte zu strukturellen Problemen. Der Bankensektor wurde in der Finanzkrise gebeutelt, Arbeitsplätze wurden kaum geschaffen, Exporte blieben aus. Zudem ist Kroatiens Wirtschaft stark vom Nachbarland Italien abhängig. Dort schrumpfte die Wirtschaft zwischen 2008 und 2012 um 5,8 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2013)

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