China: Wirtschaft schwächelt - Exporte gehen zurück

Chinas Regierungschef Keqiang
Chinas Regierungschef Keqiang EPA
  • Drucken

Die chinesischen Exporte gingen im Juni um 3,1 Prozent zurück. Chinas Regierungschef Li Keqiang will die Wirtschaft umstrukturieren.

Die chinesischen Exporte und Importe sind im Juni überraschend gefallen. Die Ausfuhren gingen sogar um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück, während auch die Importe mit einem Minus von 0,7 Prozent abnahmen, wie die Zollverwaltung am Mittwoch in Peking berichtete. Der unerwartet starke Rückgang im Außenhandel um zwei Prozent im Juni ist ein weiteres Zeichen, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde an Dampf verliert. Es war das erste Export-Minus seit Jänner 2012.

Das langsamere Wachstum erscheint Regierungschef Li Keqiang allerdings weiter akzeptabel. Die chinesische Wirtschaft müsse umstrukturiert und modernisiert werden, um eine gesunde Entwicklung zu erreichen, sagte der Premier laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua. Die makroökonomische Kontrolle müsse langfristig denken und sicherstellen, dass die Wachstumsrate, Beschäftigung und andere Indikatoren "nicht unter unsere Untergrenzen rutschen und die Inflation nicht unsere Obergrenze überschreitet".

Experten hatten im Juni eigentlich einen Exportzuwachs von drei bis vier Prozent erwartet. Mit dem Minus von 3,1 Prozent auf 174 Milliarden US-Dollar (135,33 Milliarden Euro) lagen die Exporte im Juni weit unter dem Plus von 10,4 Prozent für die erste Jahreshälfte. Ähnlich war der Importrückgang von 0,7 Prozent auf 147 Milliarden US-Dollar deutlich entfernt von dem Zuwachs von 6,7 Prozent für die ersten sechs Monate.

Schwache globale Nachfrage

In der ersten Jahreshälfte ist der gesamte chinesische Außenhandel nur noch um 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen. Die Exporte nach Europa fielen um 8,3 Prozent, während es mit den USA ein Minus von 5,4 Prozent gab. Zollsprecher Zheng Yuesheng führte den Rückgang des Außenhandels im zweiten Quartal auf schwache globale Nachfrage, den stärkeren Wechselkurs, höhere Arbeitskosten und verschiedene Handelsspannungen zurück.

Die chinesische Außenhandelsstatistik ist allerdings verzerrt, weil der Zoll seit Mai verstärkt gegen gefälschte Ausfuhrangaben vorgegangen ist, mit denen illegal "heißes Geld" ins Land geholt wird. Dabei werden höhere Preise für Ausfuhren in Rechnung gestellt als sonst für die Waren angemessen wären. Auf diese Weise werden die strengen Regeln für Kapitalzuflüsse umgangen. So strömt Geld für Investitionen nach China, das die Handelsstatistik künstlich aufbläht.

Die jüngsten Zahlen dürften somit ein realistischeres Bild geben. So deutet der Abschwung in der weltweiten und heimischen Nachfrage auf eine weitere Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft hin. Experten rechnen damit, dass das Wachstum im zweiten Quartal bei 7,5 Prozent und damit unter den 7,7 Prozent im ersten Quartal liegen wird. Die Wirtschaft Chinas wuchs 2012 nur noch um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - so langsam wie seit 1999 nicht mehr. Am 15. Juli werden die Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt.

Trotz des langsameren Wachstums hält die Zentralbank daran fest, den Geldhahn nicht weiter aufzudrehen. Ein Grund ist auch der unerwartet schnelle Anstieg der Inflation im Juni. Mit einem starken Zuwachs der Lebensmittelpreise legte der Verbraucherpreisindex um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.