Der US-Konzern kündigte an, Anträge für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zurückziehen. Unterdessen dürfte eine Reihe anderer genveränderter Pflanzen demnächst in der EU zugelassen werden.
Wien/Reuters/Red. Der US-Agrarkonzern Monsanto zieht sich nach eigenen Angaben ein Stück weit aus Europa zurück. Man werde alle ausstehenden Zulassungsanträge für den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen in der EU in den kommenden Monaten zurücknehmen, sagte der für Europa zuständige Manager Jose Manuel Madero am Mittwoch. Der Grund sei die fehlende kommerzielle Perspektive. Es handle sich um fünf Anträge für genetisch veränderten Mais, einen für Sojabohnen und einen für Zuckerrüben. Eine Erneuerung der Zulassung für die Maissorte MON810 werde man allerdings weiterhin anstreben.
Die Gegner gentechnisch veränderter Pflanzen sehen darin einen Erfolg. In der EU sind die Genmais-Sorte MON810 und die Kartoffel Amflora des deutschen Agrarchemiekonzerns BASF zum Anbau zugelassen. Darüber hinaus sind weitere gentechnisch veränderte Pflanzen zur Verarbeitung in Futter- und Lebensmitteln erlaubt. Einige Länder, darunter Österreich, haben ein nationales Anbauverbot für gentechnisch veränderte Pflanzen verhängt. So darf in Österreich weder der Mais MON810 noch die Kartoffel Amflora angebaut werden.
„Lücke“ in der Kennzeichnungspflicht
Seit 2004 gilt eine EU-weite Kennzeichnungsverordnung für gentechnisch veränderte Lebensmittel. Deklariert werden müssen Produkte, die ein gentechnisch veränderter Organismus sind, einen solchen enthalten oder daraus hergestellt sind. Die Vorschriften gelten jedoch nicht für Produkte von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden. Kritiker wie der grüne Agrarsprecher Wolfgang Pirklhuber sehen darin eine „große Lücke“ in der Kennzeichnungsverordnung. Gentechnikfreie Futtermittel müssten als Kriterium für das AMA-Gütesiegel gelten, forderte Pirklhuber in einer Aussendung. Dass Monsanto von den neuen Anbau-Anträgen Abstand nimmt, sieht er aber als Erfolg: „Der lange Atem lohnt sich. Stück für Stück treiben wir die Gentech-Industrie zurück.“ Die Umweltschutzorganisation Global 2000 sieht in der Ankündigung Monsantos nur einen „kleinen Erfolg“: zum einen, weil Monsanto die Zulassung für die Maissorte MON810 ja weiterhin verlängern wolle. Zudem würden weiterhin große Mengen gentechnisch veränderter Pflanzen für den Import nach Europa zugelassen, so Heidemarie Porstner von Global 2000.
Monsanto deutete bereits Anfang Juni an, sich im Kampf für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Europa vorerst zurückzunehmen. „Wir machen keine Lobbyarbeit mehr in Europa“, hieß es. Auch neue Feldversuche seien nicht geplant.
Unterdessen dürfte eine Reihe anderer genveränderter Pflanzen demnächst in der EU zugelassen werden – darunter die unter dem Namen Smartstax registrierte Maissorte, die von Monsanto und der US-Firma Dow Agro Sciences entwickelt wurde. Sie ist resistent gegen zwei Unkrautvernichtungsmittel und produziert selbst Gifte gegen sechs Schädlingsarten. Es gehe um die Zulassung für den menschlichen und tierischen Konsum, nicht aber um eine Anbaugenehmigung für Bauern, hieß es zuletzt aus der EU-Kommission. Die Entscheidung solle in den nächsten Wochen getroffen werden.
Auf einen Blick
Der US-Agrarkonzern Monsanto kündigte an, Zulassungsanträge für den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen in der EU zurückzunehmen. Der Grund sei die fehlende kommerzielle Perspektive. Eine Reihe anderer genveränderter Pflanzen dürfte unterdessen kurz vor der Zulassung stehen – allerdings nur für den Konsum, nicht für den Anbau.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2013)