Wie Konzerne die Steuergesetze austricksen

File photo of an Amazon CEO Bezos demonstrating the Kindle Paperwhite during Amazon's Kindle Fire event in Santa Monica
File photo of an Amazon CEO Bezos demonstrating the Kindle Paperwhite during Amazon's Kindle Fire event in Santa MonicaREUTERS
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Besonders Technologie-Konzerne wie Google, Apple und Amazon nutzen die Schlupflöcher zur Steuervermeidung. Die Gewinne wandern in Steueroasen.

Große Unternehmen können sich die unterschiedlichen und meist sehr komplexen Steuergesetze in verschiedenen Ländern zunutze machen, um ihre Steuerzahlungen insgesamt zu minimieren. Solche legalen Tricks sind besonders beliebt bei Technologie-Konzernen, die ohnehin weniger vom Standort abhängig sind als Firmen aus etablierten Branchen.

In Europa gibt es sehr unterschiedliche Sätze für Unternehmenssteuern, besonders niedrig sind sie etwa in Irland. Dieser "Wettbewerb", der einigen Ländern Vorteile bringt, führt dann dazu, dass ein überall aktives Unternehmen unterm Strich viel weniger Steuern zahlt als es rein rechnerisch müsste.

Verschiebungen zwischen Tochterfirmen

Die Unternehmen schieben dafür typischerweise Gewinne zwischen Tochterfirmen hin und her. Ein Beispiel: Ein Gewinn wird als Darlehen an eine andere Landesgesellschaft verliehen (und damit nicht versteuert), die die Zinsen dort als Betriebskosten von der Steuer absetzen kann. Oder Gewinne werden bei einer steuerbefreiten Holding angesiedelt, indem sie Töchtern an anderen Orten, von denen die Gewinne eigentlich stammen, Lizenz- oder sonstige Gebühren in Rechnung stellt.

Wegen ihrer Tricks zur Minderung der staatlichen Abgaben waren etwa der Suchmaschinenbetreiber Google und die Kaffeehauskette Starbucks in die Kritik geraten. So setzte Google in Großbritannien von 2006 bis 2011 etwa 18 Mrd. Dollar (14 Mrd. Euro) um, zahlte aber nur 16 Mio. Dollar (12,4 Mio. Euro) Steuern. Amazon zahlte in den vergangenen sechs Jahren trotz eines Umsatzes im Königreich von 23 Mrd. Dollar nur rund 9 Mio. Dollar Steuern. Die US-Konzerne Apple und Facebook sowie der schwedische Möbelkonzern Ikea haben vor kurzem eine Anhörung durch einen Ausschuss der französischen Nationalversammlung zur "Steueroptimierung" verweigert.

Studie: 92-Mrd.-Euro-Lücke in Deutschland

Deutsche Konzerne schleusen einer Studie zufolge Gewinne in Milliardenhöhe am Fiskus vorbei. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnete eine Lücke von etwa 92 Mrd. Euro zwischen den nachgewiesenen Gewinnen der Unternehmen und den steuerlich erfassten Profiten nach den jüngsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2008.

Der US-Computerkonzern Apple umgeht in Deutschland mit Steuertricks einem Bericht zufolge Zahlungen an den Fiskus in Höhe von einer Viertelmilliarde Euro. Würde Apple für die geschätzt eine Milliarde Euro Gewinn 25 Prozent Unternehmenssteuer zahlen, wären dies 250 Millionen Euro - tatsächlich bezahle Apple allerdings nur fünf Millionen Euro, so die Nichtregierungsorganisation Tax Justice Network. Apple nutze zur Umgehung von Steuerzahlungen in Deutschland ein komplexes Geflecht aus vielfach im Ausland angesiedelten Firmen. Generell hatte der US-Konzern Apple im vergangenen Geschäftsjahr sein Steuerspar-System weiter perfektioniert: Auf den außerhalb der USA verbuchten Gewinn von 36,8 Mrd. Dollar (28,64 Mrd. Euro) wurden nur 1,9 Prozent Steuern fällig.

Der Internet-Versandhändler Amazon hat 2012 einen Großteil des Umsatzes mit deutschen Kunden über Luxemburger Gesellschaften abgewickelt und in Deutschland kaum Steuern gezahlt. Die Amazon.de GmbH wies einen Vorsteuergewinn von 10,2 Millionen Euro aus und zahlte 3,2 Millionen Euro Steuern. Umsätze mit deutschen Kunden in Höhe von 8,7 Milliarden Dollar wurden über Luxemburger Gesellschaften abgewickelt. Letztendlich fließt ein Großteil der Erlöse an die in Luxemburg angesiedelte Amazon Europe Holding Technologies, die einen Gewinn von 118 Millionen Euro auswies. Als steuerbefreite Partnerschaft zahlte diese keine Steuern.

(APA/dpa)

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