China: Lebensmittelskandale sorgen für Online-Boom

China Lebensmittelskandale sorgen fuer
China Lebensmittelskandale sorgen fuer(c) APA
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Die Chinesen kaufen ihre Lebensmittel immer häufiger über das Internet. Die Onlinehändler garantieren die direkte Lieferung von den Landwirten.

Seit im Februar mehr als 40 Menschen in China und Taiwan an dem neuen H7N9-Virus starben und auch weitere Lebensmittelskandale zum Alltag werden, ist die Angst der Chinesen vor verseuchten Lebensmitteln groß. Von dieser Angst profitieren nun die Online-Händler, denn die Bevölkerung steigt vermehrt auf den Lebensmittelkauf über das Internet um.

Skandale rund um Babymilch und Hühnerfleisch veranlassen Netzanbieter zur Bewerbung ihrer Produkte und garantieren, dass diese direkt von den Landwirten kommen - und damit für mehr Transparenz und Qualität stehen. Die verunsicherten Konsumenten sind davon sichtlich überzeugt, denn der Online-Lebensmittelhandel gehört in China zu den am schnellsten wachsenden Segmenten. Vor allem die Mittelklasse zahlt für ein besseres Gefühl gerne mehr. Chen Yougang, Partner bei der Beratungsfirma McKinsey, meint, dass im Westen der Grund für Internetkäufe eher Bequemlichkeit ist. In China gehe es vor allem um Qualität und Sicherheit.

Mehr Frischeprodukte über das Internet

Firmen wie COFCO und Shunfeng Express setzen daher darauf, dass immer mehr der 1,3 Milliarden Chinesen ihre Lebensmittel im Netz bestellen. Laut dem Pekinger Lebensmittel-Analysten Zhou Wen Quan könnten mit dem Absatz von frischen Produkten im Netz in fünf Jahren bis zu 40 Milliarden Yuan - umgerechnet 4,9 Milliarden Euro - umgesetzt werden. Dieses Jahr werden rund 1,4 Milliarden Euro erwartet.

Bisher werden im Netz vor allem lang haltbare Lebensmittel verkauft, die sich gut verpacken lassen. Führend in diesem Bereich sind der Anbieter Yihaodian, der mehrheitlich dem US-Handelsriesen Wal-Mart gehört, sowie Jingdong Mall. Vor allem die Firmen, die neu auf den Markt drängen, konzentrieren sich auf frische, hochwertige Produkte, um Verbraucher mit höheren Einkommen anzusprechen. Viele bieten auch Barcodes an, die mit Hilfe von Smartphones Aufschluss über die Herkunft und den Weg der Ware geben. Andere erklären sogar, welches Futter ihren freilaufenden Hühnern gereicht wird.

Eigene Logistiksysteme

Der bisher größte Lieferservice Chinas ist Shunfeng Express, der rund eine halbe Million Kunden hat. Vertriebsdirektor Yang Jun sagt: "Wir arbeiten direkt mit den Landwirten zusammen, holen dort die Ware ab und nutzen unser eigenes Logistiksystem, um Kunden zu beliefern." Nach Einschätzung von Experten gewährleistet Shungfeng Express dadurch eine bessere Qualität der Ware, die sonst häufig beim Durchlaufen verschiedener Zwischenhändler in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Eine große Rolle im Online-Lebensmittelhandel spielen auch Bewertungsplattformen. Gute Einschätzungen von anderen Kunden überzeugten Interessierte am ehesten, auch dort einzukaufen, sagt Analyst Chen Liang vom chinesischen Internetkonzern Alibaba.

Das Wachstum des Online-Lebensmittelhandels zieht Investitionen nach sich. So wird derzeit am Aufbau eines landesweiten Netzes aus Kühllagern gearbeitet. Wie auch die jüngste Babymilch-Affäre um die weltgrößte Molkerei Fonterra zeigt, lassen die Skandale in Chinas Lebensmittelindustrie meist nicht lange auf sich warten. Damit dürften sich die Ausgaben lohnen. "Allein während des Ausbruchs der Vogelgrippe ist unser Hühnchen-Absatz explodiert", sagt der Gründer des in Shanghai ansässigen Online-Händlers Fields, Steve Liang, unter Berufung auf den im Februar entdeckten neuen H7N9-Virus.

(APA/Reuters)

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