Deutschland: Neuer Markt soll wiederbelebt werden

Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP)
Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP)(c) REUTERS (THOMAS PETER)
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Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) will jungen deutschen Technologie-Unternehmen helfen, leichter an Geld zu kommen.

Wien/Ag./Red. In Deutschland sorgt er nicht unbedingt für die besten Assoziationen: der Neue Markt. Denn zur Jahrtausendwende war er Sinnbild für Kapitalvernichtung und Betrug. Für den deutschen Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) dürfte das (in Zeiten des deutschen Bundestagswahlkampfs) aber keine Rolle spielen. Denn er kann sich vorstellen, den Neuen Markt wiederzubeleben. Mit der deutschen Börse und Branchenverbänden sei das Ministerium bereits seit einigen Monaten in Gesprächen.

Röslers Vorstellungen zufolge soll der Neue Markt jungen, innovativen Firmen den Zugang zu Kapital erleichtern. Einen Zeitplan für das mögliche neue Börsensegment gibt es bislang nicht. Rösler betonte jedoch, dass sich die Fehlentwicklungen der Vergangenheit diesmal nicht wiederholen dürften.

Skepsis bei den Experten

Der Neue Markt war 1997 inmitten des Technologiebooms ins Leben gerufen worden, damit junge Unternehmen rasch zu Eigenkapital kommen. Zunächst schien der Plan aufzugehen, bis 2000 schossen die Kurse vieler Internet- und IT-Firmen in die Höhe. Doch mit dem Platzen der Dotcom-Blase kam die Ernüchterung, und die Kurse stürzten ins Bodenlose. Viele Firmen gingen pleite, zahlreiche Betrugsfälle landeten vor Gericht. 2003 zog die deutsche Börse dann einen Schlussstrich und schloss das Marktsegment. In Finanzkreisen stößt Röslers Vorstoß nicht unbedingt auf Gegenliebe. „Angesichts der Geschichte und der öffentlichen Meinung in Deutschland wäre es ein sehr steiniger Weg bis zu einem Comeback“, betonen die Analysten vom Bankhaus Close Brothers.

Im Vorjahr investierten Wagniskapitalgeber in Summe 521 Mio. Euro in deutsche Start-up-Unternehmen, im Vergleich zu 27 Mrd. Dollar, die in den USA vergeben wurden. Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance and Management sagt, er begrüße jede Initiative, die dieses Problem behebe. Aber: „Ich glaube nicht, dass die Börse dazu der richtige Weg ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2013)

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