Die neuen Eigentümer der schwedischen Automarke wollen die Produktion wieder aufnehmen. Grundlage dafür ist ein Modell, das schon früher niemand kaufte.
Kopenhagen. Liebhaber der schwedischen Kultmarke Saab mögen Hoffnung schöpfen, andere reagieren wohl mit ungläubigem Erstaunen: dass in Saabs Stammsitz Trollhättan bald wieder Autos vom Fließband laufen sollen. Im Laufe des Herbstes ist geplant, die seit zwei Jahren stillliegende Produktion wieder anzufahren. Das sagte Johan Andersson, der Sprecher des Konsortiums Nevs (National Electric Vehicle Sweden), das im Vorjahr Saabs Konkursmasse kaufte, „Die Presse“ berichtete. 332 Mitarbeiter seien in der Fabrik, die vor der Insolvenz zehnmal so viele Menschen beschäftigte, bereits angestellt worden.
Das führte vor allem außerhalb Schwedens zu Schlagzeilen von einem bevorstehenden Comeback für Saab. In Schweden selbst fanden die Medien dies nicht erwähnenswert. Wohl, weil es nichts zu melden gab. Man hätte den Inhalt von Anderssons Aussage auch umdrehen können: Saab vertage einen geplanten Neustart. Denn bereits zu Jahresbeginn hatte Nevs angekündigt, die Produktion im August wieder anzuwerfen. Heuer wollte man 8000 Autos herstellen, ab dem kommenden Jahr waren Stückzahlen von 120.000 geplant – die Saab selbst in seinen besten Tagen nicht erreichte.
Elektroauto in Planung
Saab will ein Auto bauen, das weitgehend der aus dem Jahr 2002 stammenden Serie 9-3 entspricht. Das war das Auto, für das Saab nicht genügend Käufer fand, weshalb die damalige Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) in die Pleite schlitterte. Und jetzt soll das inzwischen mehr als zehn Jahre alte Modell Grundlage für eine Auferstehung der Marke sein. Für seine größeren und moderneren Serien (9-4 und 9-5) bekam Nevs die Lizenzrechte nicht, da diese weiter bei GM liegen.
Laut Eignern ist das Comeback des benzinbetriebenen Autos auch nur als Zwischenstation gedacht. Das Hauptaugenmerk will man künftig auf die Entwicklung eines Elektroautos auf der Plattform des 9-3 richten.
Doch Marktkenner sind skeptisch. Ein konventionelles Auto auf Stromantrieb umzurüsten ist ein Konzept, mit dem sich auch wesentlich finanzstärkere Konkurrenten die Finger verbrannt haben. Doch selbst wenn Saabs Elektrokonzept glücken sollte, ist noch lange nicht sicher, ob die Produktion, die ab 2014 anlaufen soll, in Trollhättan stattfindet.
Zu den Teileignern von Nevs zählt nämlich die chinesische Stadt Qingdao, die 75 Mio. Euro für 22 Prozent der Aktien bezahlte. Und diese dürfte wohl kein Interesse daran haben, schwedische Arbeitsplätze zu subventionieren.
Zumindest im Jänner dieses Jahres wurde verkündet, dass in Qingdao sowohl konventionelle als auch elektrische Autos für den chinesischen Markt produziert werden sollen. Von in Summe 400.000 produzierten Fahrzeugen jährlich war damals die Rede.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2013)