"Zombie-Firmen" könnten Chinas Albtraum werden

Symbolbild Zombie
Symbolbild ZombieREUTERS
  • Drucken

Weil in China überschuldete Firmen und Kommunen "künstlich" am Leben erhalten werden, droht ein schleichender Verfall der Wirtschaft.

Die verborgenen Schuldenlasten in Chinas Wirtschaft werden gerne mit einer tickenden Zeitbombe verglichen. Doch zum großen Knall wird es womöglich gar nicht kommen. Statt Pleitewelle und ökonomischem Kollaps droht eine eher schleichende Gefahr, die nicht weniger gravierend ist: eine Verkümmerung vieler Firmen wie in Japan - dem Land, das nach Ansicht von Experten auf "verlorene Jahrzehnte" zurückblickt.

Dort wurde die Überschuldung mit Mitteln bekämpft, die ein böses Erwachen verhinderten, auf lange Sicht aber einen Albtraum heraufbeschworen. Unternehmen wurden künstlich am Leben gehalten, indem sie immer wieder frische Kredite erhielten. Damit finanzierten sie schließlich nicht mehr ihre Geschäfte, sondern nur noch ihre explodierenden Schulden - und beraubten sich aller Heilungschancen.

"Fäulnisprozess"

Solche "Zombie-Schuldner" wachsen derzeit auch in China massenhaft heran. "Das Risiko eines Fäulnisprozesses wie in Japan ist erheblich", warnt Arthur Kroeber, Geschäftsführer der Forschungsfirma GK Dragonomics. "Chinas Wirtschaftswachstum seit 2009 wurde übertrieben angeheizt durch eine Kreditorgie, die Kommunalregierungen und ihren Staatsbetrieben hohe Schulden aufbürdete, die sie nicht bezahlen können."

Die Kredit-Dauerinfusionen sorgen zwar dafür, dass die untoten Unternehmen keine Fabriken schließen oder Beschäftigte entlassen müssen. Doch langfristig saugen sie der gesamten Wirtschaft den Lebenssaft ab. Unter ihrem immensen Kredithunger leiden letztlich die gesunden Firmen, die Konjunktur und Beschäftigung antreiben - denn die Zinsen steigen, und das macht die Geldbeschaffung insgesamt schwieriger. Dies ist vor allem in der Volksrepublik ein großes Problem, denn dort sind es die kleinen und mittelständischen Betriebe, die für rund 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und 75 Prozent der neuen Stellen sorgen.

Die Misere äußert sich auch in der zunehmenden Kreditintensität, wie es in der Sprache der Ökonomen heißt. Das bedeutet: Um dieselbe Wachstumsrate zu erreichen, müssen sich die Firmen immer mehr Geld leihen. Doch diese steigende Fieberkurve zeigt sich nicht unmittelbar. Dafür sind die Darlehensflüsse in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu unübersichtlich. Während sich die öffentlichen Betriebe und Großkonzerne bei den Staatsbanken refinanzieren können, sind die kleineren Firmen vielfach auf den riesigen sogenannten Schattenbankensektor angewiesen, wo sich vom Wertpapierhändler über das Pfandhaus bis zum Kredithai am Straßenrand viele verschiedene Akteure tummeln. Hier verbergen sich nach Einschätzung von Analysten die größten Schuldenrisiken.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild
International

China erreicht seine gesenkten Wachstumsziele

Das Ziel eines Wirtschaftswachstums von 7,5 Prozent für das Jahr 2013 werde erreicht, so das nationale Statistikamt. Seine Rolle als globale Konjunkturlokomotive könnte das Land jedoch trotz Zielerreichung einbüßen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.