Zurich: Ackermann-Rücktritt sorgt für Rätselraten

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Zurich AckermannRuecktritt sorgt fuer(c) REUTERS (� Valentin Flauraud / Reuters)
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Nach dem Selbstmord des Zurich-Finanzchefs trat Präsident Ackermann überraschend zurück. Er wird in dem Abschiedsbrief namentlich erwähnt.

Die Hintergründe des überraschenden Rücktritts von Zurich-Insurance-Präsident Josef Ackermann nach dem Selbstmord seines Finanzchefs geben weiter Rätsel auf. Manager des Schweizer Versicherers spekulieren nun, ob andere Gründe den ehemaligen Deutsche-Bank-Chef zu dem Schritt bewogen haben. Am Freitag hatte der Konzern bestätigt, dass Ackermann in dem Abschiedsbrief von Pierre Wauthier erwähnt wird. Zuvor hatte der Schweizer bereits angedeutet, dass die Hinterbliebenen Wauthiers ihm Vorwürfe machen, am Tod des 53 Jahre alten Mannes mitschuldig zu sein. Diese Anschuldigungen seien aber "unbegründet".

Nun diskutieren viele Beobachter in Zürich, was genau hinter Ackermanns Abschied steckt. "Die Leute fragen sich, ob der Selbstmord von Wauthier Grund genug für ein Rücktritt ist oder ob es noch andere Erklärungen geben könnte", sagte eine Person, die mit hohen Zurich-Managern gesprochen hat und namentlich nicht genannt werden will. "Wenn ein Unternehmen in der Krise steckt, braucht es Stabilität und keinen, der abhaut."

Personen aus dem direkten Umfeld von Ackermann beharren darauf, dass der Rücktritt ausschließlich mit dem Selbstmord und den Vorwürfen gegen ihn zu tun habe. "Er war sicher nicht zufrieden mit Zurich, deswegen hat er ja gerade mehr Druck gemacht, um das zu ändern. Als sich angeblich deswegen der Finanzchef das Leben nahm, war ihm klar, dass er diesen Druck nicht aufrechterhalten kann." Dadurch seien seine Erfolgsaussichten massiv infrage gestellt worden - und deswegen sei Ackermann zurückgetreten.

Zu Berichten, wonach sich Wauthier wiederholt bei seiner Frau über Druck von Ackermann beschwert hat, sagte Zurich-Chef Martin Senn der "Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag": "Ich habe eine solche Aussage nie gehört, weder von Pierre Wauthier noch von Herrn Ackermann." Auch in den Sitzungen zwischen Verwaltungsrat und Konzernleitung sei so etwas nie thematisiert worden. Zugleich hob Senn hervor, es bestehe keinerlei Zusammenhang zwischen den jüngsten Vorfällen und den Finanzen des Unternehmens. "Die Zurich ist gut aufgestellt, hat eine starke Bilanz, wir generieren hohe Cashflows." Die Halbjahreszahlen seien korrekt ausgewiesen worden.

Senn würdigte auch ausdrücklich die Leistungen von Wauthier. Dieser habe hervorragende Arbeit geleistet. "Er war eine hoch geschätzte Persönlichkeit", sagte Senn der "NZZ". Probleme habe er auch bei einer gemeinsamen Dienstreise kurz vor Wauthiers Suizid nicht erkannt. Der Tod des Finanzchefs und der Rücktritt von Ackermann hätten den guten Ruf des Unternehmens aber belastet. "Ich arbeite jetzt daran, dass wir diesen Reputationsverlust, diese Wolke, die sich über das Unternehmen gelegt hat, wieder wegblasen können", sagte Senn.

Berichte, wonach Zurich der Witwe des Managers geraten hätte, sich nicht zu dem Vorfall zu äußern, wies Senn zurück: "Frau Wauthier hat absolut keine Restriktionen in Bezug darauf, was sie sagen darf und was nicht."

Ackermann, der im März 2012 das Präsidium von Zurich übernommen hatte, gilt als jemand, der Leistungen sehen will und Resultate einfordert. Nach Ansicht von Insidern soll auch das selbstbewusste Auftreten des ehemaligen Investmentbankers vielen Managern in dem vergleichsweise beschaulichen Zurich-Konzern nicht gefallen haben.

Zuletzt lief das Geschäft bei Zurich nicht mehr so gut. In Deutschland musste das Unternehmen eine zusätzliche Milliarde Dollar in die Reserven legen. Hinter seine eigenen Mittelfristziele musste Zurich ein Fragezeichen setzen. Vor allem die angepeilten drei bis vier Prozentpunkte mehr Rentabilität - gemessen am Schaden-Kosten-Satz - in der Sachversicherung im Vergleich zur Konkurrenz stufen Analysten als ambitioniert ein. Seit dem letzten Herbst verließen einige Spitzenmanager den Zurich-Konzern. Zuletzt ging Kevin Kogan, der Chef des globalen Lebensversicherungsgeschäfts. Davor war Mario Greco, der Chef der Sachversicherungssparte, zur italienischen Generali gewechselt.

(APA/Reuters/dpa)

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