Daimler plant für Kompaktklasse Standort in Brasilien

File photo of bonnet emblem of Mercedes-Benz car in dealership of German car manufacturer Daimler in Munich
File photo of bonnet emblem of Mercedes-Benz car in dealership of German car manufacturer Daimler in MunichREUTERS
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Mit dem Wegfall der hohen Einfuhrzölle könnte der viertgrößte Automarkt der Welt für Daimler attraktiver werden.

Daimler will seine Kompaktklasse künftig auch in Brasilien bauen. "Die Entscheidung für einen Standort werden wir noch in diesem Jahr vornehmen", sagte Konzernchef Dieter Zetsche der "Stuttgarter Zeitung" (Samstagausgabe). Auch über eine Produktion in Mexiko zusammen mit Nissan denken die Deutschen nach. Sorgen um ihre Arbeitsplätze müssten sich die deutschen Beschäftigten dennoch nicht machen. Mercedes-Produktionsvorstand Andreas Renschler dringt indes auf mehr Flexibilität in den Pkw-Werken.

Mit einer eigenen Produktion in Brasilien könnte Daimler den dortigen Markt besser beliefern, da der Verkauf von importierten Fahrzeugen durch hohe Einfuhrzölle weniger attraktiv ist. Für Daimler gehe es um die Frage, ob der Konzern mit der Kompaktklasse in Brasilien vertreten sei oder den Wachstumsmarkt der Konkurrenz überlasse, sagte Zetsche. "Unsere Entscheidung lautet: wir sind dabei." Gegenwärtig seien in dem Land zwei bis drei Standorte in der engeren Wahl.

Daimler prüft Kooperation mit Nissan

Brasilien ist der viertgrößte Automarkt der Welt, auch wenn dort der Markt für teure Oberklassefahrzeuge noch klein ist. Konkurrent BMW baut bereits ein Werk in Brasilien. Die ersten Fahrzeuge sollen 2014 montiert werden. Auch Audi hat Brasilien im Visier. Im Mai hatte Audi-Chef Rupert Stadler erklärt, dass aber erst noch einige wichtige Fragen geklärt werden müssten, bevor die VW-Tochter über den Bau eines Werkes entscheide.

In Mexiko prüft Daimler die gemeinsame Produktion von Autos mit Nissan, wie Mercedes-Produktionsvorstand Andreas Renschler der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) sagte. "Das wäre eine Option, wenn sich unser Geschäft mit Kompaktwagen in Nordamerika entsprechend gut entwickelt", sagte er. "Das wird Ende des Jahres entschieden."

Reuters hatte bereits vergangene Woche aus Branchenkreisen erfahren, dass Nissan in seinem neuen Werk in Aguascalientes einen neuen Kompaktwagen seiner Premiummarke Infiniti montieren will. Dieser solle mit Motor und Fahrgestellteilen des neuen Mercedes-Kompakt-Geländewagens GLA ausgerüstet werden. Der Infiniti Q30 wäre der erste Nissan auf Basis einer Mercedes-Plattform. Der auf der A-Klasse basierende GLA wiederum sei einer vom mehreren Kandidaten, die künftig in dem mexikanischen Werk vom Band rollen könnten, hieß es seinerzeit.

Mehr Flexibilität für Deutschland gefordert

Trotz der Expansion im Ausland müssten sich die Mitarbeiter in Deutschland keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen. "Grundsätzlich gilt, dass wir auch in Deutschland eine stabile Beschäftigung haben werden", sagte Zetsche. Um die Kosten zu senken, dringt Daimler auf Zugeständnisse. "Wir brauchen mehr Flexibilität in den Mercedes-Werken", sagte Renschler. Alle Beteiligten müssten das Ziel haben, die Werke wettbewerbsfähiger zu machen. "Zeitarbeiter braucht man für die Flexibilität", sagte Renschler. Bis 2015 soll die Pkw-Sparte Mercedes-Benz ihre Kosten um zwei Milliarden Euro jährlich senken. "Wir sind auf einem sehr guten Weg bei der Kostenposition, kommen da zügig voran", sagte Konzernchef Zetsche.

Mercedes-Produktionsvorstand Renschler, der bis zum Postentausch mit Wolfgang Bernhard zum 1. April die Lkw-Sparte geleitet hatte, sieht das Lastwagen-Werk in Wörth als Vorbild auch für die Pkw-Werke. "Wir brauchen den gleichen Puffer wie in Wörth." Dort häufen die Beschäftigten in guten Zeiten bis zu 300 Stunden auf ihrem Zeitkonto an, bei fehlenden Aufträgen kann das Konto bis zu 300 Stunden ins Minus rutschen. Im Pkw-Werk Sindelfingen hat das Zeitkonto dagegen nur einen Rahmen von plus 50 bis minus 100 Stunden.

(APA/Reuters)

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