Absatzflaute: Volkswagen verschärft Sparmaßnahmen

Volkswagen CEO Martin Winterkorn
Volkswagen CEO Martin WinterkornREUTERS
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Europas größter Autobauer will weniger Aufträge an externe Dienstleister vergeben. Tochter Audi soll künftig in Brasilien produzieren.

Volkswagen verschärft wegen der Absatzflaute in Europa die Sparmaßnahmen. "Wir schnallen den Gürtel dort enger, wo es nicht unmittelbar um unsere Produkte und Technologieführerschaft geht", sagte VW-Chef Martin Winterkorn der "WirtschaftsWoche". So wolle Europas größter Autobauer künftig Aufträge an externe Dienstleister nur noch in stark reduziertem Umfang vergeben. Diese sollten stattdessen wieder mit eigenen Kräften abgearbeitet werden. Zudem sollen "Synergien im Konzernverbund noch intensiver" genutzt werden, kündigte Winterkorn an.

Der europäische Automarkt schrumpft seit langem. 2013 droht sogar das schlechteste Autojahr seit 1990 zu werden, nachdem 2012 mit zwölf Millionen verkauften Fahrzeugen schon das schlechteste Jahr seit 1995 war. Und auch VW bekommt die Zurückhaltung der Verbraucher beim Kauf eines Neuwagens zu spüren. So verbuchte der Wolfsburger Konzern in den ersten acht Monaten 2013 in Westeuropa einen Rückgang der Auslieferungen um 2,7 Prozent, auf dem Heimatmarkt in Deutschland sogar um 4,4 Prozent.

Die Lage auf vielen europäischen Märkten sei nach wie vor angespannt - trotz erster positiver Signale der Stabilisierung, hatte Winterkorn vor wenigen Tagen auf Automesse IAA in Frankfurt gesagt. Finanzchef Hans Dieter Pötsch hatte jüngst erklärt, dass er kein spürbares Anziehen des Autoabsatzes im zweiten Halbjahr in Europa erwarte. Trotzdem peilt der Zwölf-Marken-Konzern im Gesamtjahr erneut höhere Auslieferungen an und setzt dabei auf das Wachstum in China.

Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche sieht noch längst nicht alle Herausforderungen in Europa gelöst. "Aber ich erwarte, dass wir jetzt eine langsame und nachhaltige Erholung sehen", sagte Zetsche der "Süddeutschen Zeitung".

Winterkorn will Vertrag bis 2016 erfüllen

An der Spitze bei VW wird sich in den kommenden Jahren nach Aussage von Winterkorn nichts ändern. "Mein Vertrag läuft bis 2016. Den habe ich auch vor, mindestens zu erfüllen", sagte Winterkorn der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" laut Vorabbericht. Spekulationen über einen vorzeitigen Rückzug des 76-jährigen Aufsichtsratschefs und Firmenpatriarchen Ferdinand Piech hält er für schäbig. "Dr. Piech ist kerngesund", bekräftigte Winterkorn, der als Nachfolger Piechs als oberster Chefkontrolleur ins Spiel gebracht worden war. "Wer über eine angebliche Krankheit spekuliert, handelt unverantwortlich", betonte Winterkorn. Das Gespann Piech/Winterkorn bleibe VW "noch viele Jahre erhalten".

Piech hatte sich 2012 als Aufsichtsratschef von Volkswagen für weitere fünf Jahre wiederwählen lassen. Am Ende der Amtszeit wäre er 80 Jahre alt und 15 Jahre Vorsitzender des Gremiums. Von 1993 bis 2002 hatte Piech den Konzern als Vorstandschef vom Sanierungsfall zum Branchenprimus gemacht, an dem der Familienclan Porsche/Piech die Mehrheit der Anteile hält.

Audi will in Brasilien produzieren

Unterdessen will die VW-Tocher Audi laut "WirtschaftsWoche" künftig in Brasilien produzieren. Audi-Chef Rupert Stadler und Beschaffungsvorstand Bernd Martens wollten sich am Dienstag in Brasilia mit Präsidentin Dilma Rousseff treffen, um nach monatelangen Verhandlungen den Bau von zwei Modellvarianten des Audi A3 in Curitiba zu besiegeln. Vor wenigen Tagen hatte Stadler auf der IAA bekräftigt, dass die Entscheidung über ein Werk in Brasilien im Laufe dieses Jahres fallen werde.

(APA/Reuters)

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