Schwellenländer fürchten geldpolitische Bremse der Fed

Workers sit on iron pipes before loading them on a truck at an iron and steel market in an industrial area in Mumbai
Workers sit on iron pipes before loading them on a truck at an iron and steel market in an industrial area in MumbaiREUTERS
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Die BRIC-Märkte bieten im Vergleich zu Europa und den USA schlechte Anlagenchancen, sehen Investoren eine Starke Veränderung.

Investoren sehen an den größten Märkten der Schwellenländer erstmals die schlechtesten Anlagechancen. Indien schnitt am schwächsten ab, gefolgt von Brasilien, Russland und China. Bessere Gelegenheiten bieten die USA und Europa, ergab eine weltweiten Umfrage von Bloomberg unter Anlegern, Analysten und Händlern aus der vergangenen Woche. Äußerungen, die Fed könnte ihr Anleihenkaufprogramm zurückfahren, hat mit Aussicht auf eine geringere globale Liquidität zu dem größten Ausverkauf bei den größeren Schwellenländer-Währungen in fünf Jahren geführt. Die indische Rupie und die türkische Lira fielen auf Rekordtiefs.

Die Talfahrt führt die Herausforderungen für die Region vor Augen, darunter eine zu starke Kreditabhängigkeit in China und niedrige Investitionen in Brasilien. Zusammen mit Indien und Russland gehören diese Staaten zu der so genannten BRIC-Gruppe. "Die BRICs werden gegenüber den Industriestaaten immer die zweite Geige spielen", sagt Umfrageteilnehmer Ben Kelly, Analyst von Louis Capital Markets in London. "Die wachstumsfreundliche Geldpolitik der USA hat es den Schwellenländern ermöglicht, aufgrund der sehr niedrigen oder negativen Realzinsen zu florieren."

Konjunktur in Europa un USA springt an

Die Konjunktur in den USA "und in einem gewissen Maße auch in Europa zu stabilisieren beginnt, dürfte sich ein Teil dieses Entwicklung wohl wieder umkehren. Wir haben das schon an den Anleihemärkten gesehen", fügt Kelly an. In Deutschland dürfte die größte Volkswirtschaft der Eurozone dürfte heuer um 0,7 Prozent wachsen. Noch im Mai hatte die OECD ein Wachstum von 0,4 Prozent prognostiziert. Die Zahl der befragten Investoren, die die EU als eine der beiden besten Anlagegelegenheiten betrachten, kletterte auf das beste Ergebnis in den vergangenen vier Jahren 34 Prozent. Die USA standen bei 51 Prozent.

Brasilien und Indien erhielten bei der Frage nach einer der beiden schlechtesten Chancen die meisten Stimmen. Auch
in China rechnen die Umfrageteilnehmer eher mit einer Wachstumsverlangsamung als mit einer zunehmenden Dynamik. Für 2014 sagten 42 Prozent ein ähnliches Wachstumstempo wie 2013 voraus, 43 Prozent prognostizieren eine Abkühlung und nur elf Prozent rechnen mit einer beschleunigten Expansion. Nach Einschätzung von 23 Prozent wird China stattdessen zu den schlechtesten beiden Märkten gehören.

"Chinas blindes Vertrauen in ein investitionsorientiertes Wachstumsmodell hat zu einem rapiden Schuldenaufbau, Überkapazitäten in kapitalintensiven Industrien und zu einem Überschuss an Infrastrukturinvestitionen geführt", sagt Umfrageteilnehmer Gregory Doger de Speville, Analyst von Fleming SG Capital Pty in Perth, Australien. "Der Markt wird volatil bleiben, während sich die Anleger an das schwächere Wachstum und sich verändernde Wirtschaftsstrukturen gewöhnen."

Japan profitiert

Japan profitiert von einer Erholung der Nachfrage in Europa und den USA sowie dem Yen-Rückgang zum Dollar um etwa 13 Prozent in diesem Jahr. Das gibt Ministerpräsident Shinzo Abe Rückendeckung bei seiner Politik zur Ankurbelung der Konjunktur und hat ihm zu einer höheren Popularität verholfen. In der Umfrage erreichte der Optimismus im Hinblick auf Abes Politik 70 Prozent. Das ist der höchste jemals gemessene Wert für einen Regierungschef.

Unter den großen Zentralbanken der Welt dürfte die japanische Notenbank am ehesten mit Zinserhöhungen auf sich warten lassen, während sich die Wirtschaftslage verbessert. Etwa 56 Prozent der Befragten meinten, dass Notenbankchef Haruhiko Kuroda bis mindestens zur zweiten Jahreshälfte 2015 auf Zinsanhebungen verzichten wird, verglichen mit 28 Prozent bei der Fed und 50 Prozent bei der Europäischen Zentralbank.

Die Umfrage unter 900 Kunden von Bloomberg durchgeführt. Die Fehlermarge beläuft sich auf 3,3 Prozentpunkte.

(Bloomberg)

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