Das kirchliche Geldhaus veröffentlicht erstmals seine Bilanzen. Zur Transparenzstärkung werden alle Kundenbeziehungen der Vatikanbank durchleuchtet.
Transparenzpolitik im "Istituto per leOpere die Religione" (IOR), besser bekannt als Vatikanbank: IOR veröffentlicht am Dienstag erstmals online seine Bilanzen, berichtete der vatikanische Pressesprecher Federico Lombardi am Montag. 86,6 Millionen Euro Gewinne meldete die Bank im vergangenen Jahr, der Gewinn hat sich gegenüber 2011 vervierfacht, berichtete die römische Tageszeitung „La Repubblica“ am Montag. Die Bank verwaltet Einlagen in Höhe von 7,1 Milliarden Euro und hat rund 18.900 Kunden. 114 Mitarbeiter zählt das Geldinstitut, das mit 55 Millionen Euro zum gesamten Vatikan-Haushalt beiträgt.
„Es handelt sich um einen wichtigen Schritt in Richtung mehr Transparenz“, berichtete Lombardi. Radio Vatikan veröffentlicht am Dienstag ein Interview mit dem seit Februar amtierenden IOR-Präsidenten Ernst von Freyberg.
"Weiße Weste"
Um Transparenz zu garantieren, werden zurzeit alle Kundenbeziehungen des IOR durchleuchtet. Finanzexperten der US-amerikanischen Firma Promontory, die auf Unternehmensberatung und Bekämpfung von Geldwäsche spezialisiert ist, sind zurzeit im Dauereinsatz, um die Bankkonten der IOR-Kunden zu überprüfen. Sie müssen feststellen, ob die Kontoinhaber tatsächlich die eingetragenen Kleriker, Ordensgemeinschaften oder Vatikan-Bediensteten und die Finanzbewegungen einwandfrei sind. Die Arbeit ist aufwendig, aber sie rentiert sich. Wer einmal die Prüfung überstanden hat, der hat vor der Weltöffentlichkeit eine weiße Weste.
Trotz der epochalen Änderungen, die sich seit dem Einsatz des Präsidenten von Freyberg beim IOR vollzogen haben, hat die "Revolution" in der Vatikanbank erst begonnen. Eine von Papst Franziskus beauftragte Sonderkommission ist am Werk und nimmt zurzeit nicht nur die IOR-Bücher unter die Lupe, sondern muss dem Heiligen Vater auch Vorschläge zur Reform des Geldhauses vorlegen. An der Spitze der neuen Kommission stehen drei Nicht-IOR-Leute: der Vatikan-Bibliothekar Raffaele Farina, der Jurist Kardinal Juan Ignacio Arrieta und der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Jean-Louis Tauran. Die Kommission hat die Aufgabe, IOR "mit dem universalen Auftrag" der Kirche und seiner Anpassung an die Erfordernisse "besser zu harmonisieren".
(APA)