Draghi bereit für neue Bankenspritze

Mario Draghi
Mario Draghi(c) Reuters (JOHN SCHULTS)
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Wenn die Banken Geld brauchen, werden sie es bekommen, sagt Mario Draghi. Die Zinsen bleiben unverändert.

Wien. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist grundsätzlich bereit zu neuen Notkrediten an Europas Banken. Die EZB werde die Entwicklung der Marktzinsen genau beobachten und gegebenenfalls eingreifen, bekräftigte Europas oberster Währungshüter Mario Draghi am Mittwoch nach der auswärtigen Sitzung des Notenbankrates in Paris. „Wir sind bereit, alle verfügbaren Instrumente zu nutzen – ein LTRO eingeschlossen.“

Ende 2011 und Anfang 2012 hatten sich Geschäftsbanken bei der EZB insgesamt mehr als eine Billion Euro für die ungewöhnlich lange Frist von bis zu drei Jahren geborgt (LTRO). Inzwischen ist der Großteil davon wieder zurückgezahlt, doch die Lage vieler Geldhäuser ist nach wie vor kritisch. Zudem treibt die Rückzahlung der Zentralbankgelder die Kreditraten am Markt für kurzfristige Geldleihen in die Höhe. Dies könnte die einsetzende wirtschaftliche Erholung abwürgen. Draghi betonte jedoch, seit Sommer 2012 hätten sich die Finanzierungsbedingungen für Banken verbessert.

Zinsen bleiben unten

Die Zinsen bleiben unverändert. Die EZB wird ihren Leitzins noch für einen längeren Zeitraum bei rekordniedrigen 0,5 Prozent belassen oder sogar weiter senken.

Die EZB hatte im Juli erstmals erklärt, sie wolle noch längere Zeit nicht an der Zinsschraube drehen, jedenfalls nicht nach oben. Mit dieser Zusage versuchte Draghi steigende Marktzinsen wieder zu drücken – Fachleute sprechen von einer sogenannten „Forward Guidance“. Der EZB-Chef bekräftigte, die Geldpolitik werde so lange konjunkturunterstützend bleiben wie nötig. Die Eurozone hat sich gerade mühsam aus der Rezession gekämpft. Die wirtschaftliche Lage in vielen Euroländern ist noch fragil, die Probleme im Bankensystem sind bei weitem nicht alle gelöst, und die Regierungskrise in Italien macht die Lage nicht einfacher.

Änderungen kommen bei der EZB dagegen in Sachen Transparenz: Bis zum Herbst sollten Vorschläge erarbeitet werden, in welcher Form die Protokolle der Ratssitzungen veröffentlicht werden könnten. Bisher liegen die Protokolle 30 Jahre lang unter Verschluss. (APA/jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2013)

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