Verbund-Chef: "Deutschland fährt Energiesektor gegen die Wand"

PK VERBUND AG 'JAHRESERGEBNIS 2012': ANZENGRUBER
PK VERBUND AG 'JAHRESERGEBNIS 2012': ANZENGRUBERAPA/HANS KLAUS TECHT
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Für Ökostrom-Förderung zahlt ein deutscher Haushalt vier Mal so viel wie ein österreichischer. Die Kritik an der Energiepolitik wird immer lauter.

Wolfgang Anzengruber übt scharfe Kritik an der deutschen Ökostrom-Politik: Deutschland beschreite bei der Energiewende den falschen Weg, sagte der Chef des österreichischen Stromversorgers Verbund der "Wirtschaftswoche". Von den selbst gesetzten Zielen sei keines erreicht worden, kritisierte Anzengruber. Es gebe keine sichere und kostengünstige Versorgung, und der Kohlendioxid-Ausstoß sei nicht gesunken, sondern gestiegen. Durch die ineffiziente Förderung der Erneuerbaren werde zudem "ein Industriestandort in Schwierigkeiten gebracht und ein ganzer Sektor - die Energiewirtschaft - gegen die Wand gefahren".
Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher österreichischer Haushalt zahlt pro Jahr etwa 50 Euro für die Förderung von erneuerbaren Energieträgern, in Deutschland sind es bereits 220 Euro - und es wird immer mehr.

Kosten steigen um rund 40 Euro pro Haushalt

Der Aufschlag für die Ökostrom-Förderung auf den Rechnungen der Verbraucher wird im kommenden Jahr nach Angaben aus Branchen- und Regierungskreisen 6,24 Cent pro Kilowattstunde betragen. Er steige damit um knapp einen Cent im Vergleich zum Aufschlag in diesem Jahr, sagten am Montag mehrere mit der Zahl Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters.

Ein Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden müsste damit für den Strom aus erneuerbarer Energie wie Wind oder Sonne inklusive Mehrwertsteuer rund 40 Euro mehr als in diesem Jahr bezahlen. 2013 war die EEG-Umlage um fast zwei Cent auf 5,277 Cent gestiegen.

"Unsoziale Umverteilung"

E.ON-Vorstandschef Johannes Teyssen sagte der "Bild"-Zeitung, Strom sei "für viele Verbraucher schon echtes Luxusgut" geworden. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz in seiner jetzigen Form führe zu einer "unsozialen" Umverteilung von unten nach oben. Theyssen forderte von der künftigen Bundesregierung "einen grundlegenden Neustart bei der Energiewende, die Zeit des Durchwurschtelns ist vorbei". Dieser Meinung ist wohl auch der Wirtschaftsflügel der deutschen Regierungspartei CDU will die Ökostromförderung in naher Zukunft beenden. Das sagte Michael Fuchs, im Vorstand der Fraktion für Wirtschaft zuständig, im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Für Neuanlagen würde spätestens 2020 ein Förderstopp eintreten. Dann soll nämlich das Ausbauziel von 35 Prozent erreicht sein.

Deutschlands oberster Konsumentenschützer Gerd Billen forderte unterdessen im "Focus" eine Obergrenze für die Höhe der Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien. "Die Höhe der EEG-Umlage muss gedeckelt werden", forderte Billen. Die neue Bundesregierung dürfe die Kosten der Energiewende nicht mehr nur auf die Verbraucher abschieben. Billen schlug vor, einen Teil der Ökosubventionen aus Steuermitteln zu finanzieren, da sich die Steuerlast nach dem Einkommen richtet.

(Red./APA/AFP)

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