Die Skandale der Deutschen Bank

Skandale Deutschen Bank
Skandale Deutschen Bank(c) REUTERS (RALPH ORLOWSKI)
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Die Deutsche Bank erhöht die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten auf vier Milliarden Euro. Die Rabobank muss im Zinsskandal 774 Millionen Euro zahlen.

Wien. Vier Milliarden Euro – so hoch sind die Rückstellungen der Deutschen Bank für die vielen juristischen Auseinandersetzungen. Daher ist das Ergebnis im dritten Quartal 2013 drastisch gesunken. Wie die Deutsche Bank am Dienstag bekannt gab, ging der Nettogewinn im Zeitraum von Juli bis September um 93 Prozent auf 51 Millionen Euro zurück. Analysten sind über die Höhe der Rückstellungen überrascht. Der Finanzvorstand der Deutschen Bank, Stefan Krause, gab zu, dass die Kosten für die Rechtsstreitigkeiten für die Aktionäre frustrierend seien.

Die Deutsche Bank gehört nicht nur zu den führenden Finanzkonzernen in Europa, sondern ist auch in den USA aktiv. Und dort laufen Klagen gegen das Institut wegen umstrittener Geschäfte mit hypothekenbesicherten Wertpapieren, die im Zuge der Finanzkrise massiv an Wert verloren. In Summe gehen die US-Behörden gegen 17 Institute vor. Die US-Großbank JP Morgan einigte sich vor Kurzem mit dem US-Justizministerium auf einen Vergleich von 13 Milliarden Dollar (9,5 Milliarden Euro). Es war der bisher höchste Vergleich eines US-Unternehmens mit der Regierung.

Wenig später wurde bekannt, dass auch die Bank of America mehr als sechs Milliarden US-Dollar (4,38 Milliarden Euro) zahlen muss. Ein Teil des Geldes fließt an amerikanische Hausbesitzer, die ihre Immobilienkredite nicht bedienen können.

Vor Ausbruch der Finanzkrise vergaben die Banken in den USA Kredite an Hauskäufer mit schlechter Bonität. Die Banken bündelten diese Hypotheken und verkauften sie weiter. Käufer waren meist gutgläubige Investoren, die auf hohe Renditen hofften. Doch dann kam die Finanzkrise und die mit Hypotheken besicherten Wertpapiere verloren deutlich an Wert. Die US-Behörden gehen nun gegen die Praktiken der Banken vor.

Doch das ist nicht alles. Gegen die Deutsche Bank und andere Institute wird auch wegen Manipulationen beim Libor ermittelt. Der Libor gehört zu den wichtigsten Zinssätzen weltweit. Er wird einmal täglich in London festgelegt, und zeigt, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Er basiert auf individuellen Angaben mehrerer Großbanken. Der Libor dient als Referenzzinssatz für Kredite an öffentliche Institutionen, Unternehmen und Privatpersonen. Untersuchungen der Justizbehörden in Asien, Europa und den USA ergaben, dass der Libor von einigen beteiligten Banken manipuliert wurde. Analysten schätzen den durch die Schiebereien entstandenen Schaden auf 13 Milliarden Euro.

Rabobank-Chef tritt zurück

Am Dienstag wurde auch bekannt, dass sich die niederländische Rabobank mit den britischen, amerikanischen und niederländischen Behörden im Libor-Skandal auf einen außergerichtlichen Vergleich einigte. Die Rabobank zahlt dafür 774 Millionen Euro. Rund 30 Mitarbeiter seien in die Manipulationen verwickelt gewesen, allerdings niemand aus dem Topmanagement, hieß es. Trotzdem trat Rabobank-Chef Piet Moerland zurück. Die höchste Strafe im Zinsskandal erhielt die Schweizer UBS, die im Vorjahr zur Zahlung von 1,5 Milliarden US-Dollar verpflichtet wurde. Auch die britischen Banken Barclays und RBS stimmten außergerichtlichen Vergleichen zu.

Die Deutsche Bank ließ sich bislang mit der Beseitigung der Rechtsstreitigkeiten Zeit. Doch je länger das Ganze dauert, umso teurer wird es, befürchten Analysten. Auch die Schweizer UBS ist in diverse Skandale verwickelt. Daher forderte die Schweizer Finanzaufsicht die UBS am Dienstag auf, wegen der Geschäftsrisken einen höheren Kapitalpuffer zu bilden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2013)

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