Wirtschaftsforum: Arbeitslosigkeit bedroht sozialen Frieden in Europa

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Die globale Elite warnt vor auseinandergehenden Einkommensscheren und dem Misstrauen in die Wirtschaftspolitik.

Genf. „Junge Menschen müssen beschäftigt werden. Sonst werden wir erleben, dass das soziale Gefüge auseinanderreißt.“ Mit eindringlichen Worten warnt das Genfer Weltwirtschaftsforum (WEF) in einer Studie vor den Folgen der Jugendarbeitslosigkeit in den südlichen Ländern der Eurozone.

Das WEF, vor allem bekannt für seine jährlichen Treffen in Davos, wollte von rund 1600 Führungskräften aus 112 Ländern wissen, welche die größten Herausforderungen für die Wirtschaft im kommenden Jahr sein werden. In Europa sagt mehr als die Hälfte der Befragten, dass der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit ganz oben auf der Prioritätenliste der Regierungen stehen sollte. Eine Generation, die in „völliger Hoffnungslosigkeit“ ins Berufsleben starte, sei empfänglich für populistische Politik und eine Gefahr für den sozialen Frieden. Auch das zunehmende Misstrauen in die Wirtschaftspolitik bereitet der globalen Elite Kopfzerbrechen: „Die Regierten entfernen sich immer weiter von den Regierungen – und die Sparer von den Banken“, heißt es im WEF-Bericht.

Den Befragten in den USA bereitet die auseinandergehende Einkommensschere die größten Sorgen. Eine gute Ausbildung sei heute für viele Familien aus dem Mittelstand unerschwinglich, warnt das WEF.

Abseits der Wirtschaft ist für die Entscheidungsträger das Thema Nummer eins die politische Instabilität im Nahen Osten und in Nordafrika. Häufig genannt wurden außerdem die verstärkte Bedrohung durch Cyber-Attacken und die Untätigkeit im Kampf gegen den Klimawandel. Man müsse sich hier auch die Frage stellen, wie sich der wachsende Wohlstand in Asien auf die Verteilung der Ressourcen auswirke.

G20: „Potenzial nicht genutzt“

Alle Themen, die im Jahr 2014 die globale Agenda bestimmen sollen, haben laut WEF-Präsident Klaus Schwab eines gemeinsam: „Sie stehen in enormer Komplexität und in wechselseitiger Beziehung zueinander.“ Schwab sieht daher keine Alternative zu einer besseren globalen Zusammenarbeit. Für das Wirtschaftsforum ist der G20-Gipfel, bei dem die Staatsoberhäupter der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer aufeinandertreffen, „eine der besten Antworten auf die Krise und die global vernetzte Wirtschaft“, heißt es im WEF-Bericht. „Doch das Potenzial wurde nicht genutzt.“ (sk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2013)

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