Raiffeisen prüft Ausstieg aus Ungarn

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Raiffeisen Bank International(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Nach der Ukraine könnte die Raiffeisenbank International auch ihre Tochterbank in Ungarn verkaufen. Ein Rückzug aus Slowenien wird ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Wien. Am Wochenende wurde bekannt, dass die börsenotierte Raiffeisen Bank International (RBI) mit Interessenten Gespräche über einen Verkauf der ukrainischen Tochterbank Aval führt. Nun teilte Raiffeisen mit, dass neben der Ukraine auch „Märkte wie Ungarn und Slowenien aktuell unter besonderer Beobachtung“ stehen. „Ein Rückzug aus diesen Märkten kann nicht ausgeschlossen werden“, heißt es in einer Ad-hoc-Mitteilung. Laut RBI-Chef Karl Sevelda wolle man grundsätzlich in Ungarn bleiben. Doch durch das rechtliche und steuerliche Umfeld in dem Land sei man an die Grenze des Erträglichen gelangt.

Genauso wie in der Ukraine sind auch in Ungarn Kaufinteressenten an Raiffeisen herangetreten, deren Angebote nun geprüft werden. Einen Beschluss, ob und gegebenenfalls zu welchem Preis die Tochterbanken veräußert werden sollen, gibt es derzeit nicht.

Ungarn ist für die Banken ein besonders heikles Pflaster. Erst Anfang November verabschiedete das Parlament in Budapest ein neues Gesetz zur Reduktion von Fremdwährungskrediten. Einen Teil der Kosten müssen die Banken tragen. Die Ungarn-Tochter der Raiffeisenbank International verlor seit 2011 bereits über eine halbe Milliarde Euro. Bei der Erste Bank summierte sich das Minus in Ungarn auf über 700 Millionen Euro. „Wir prüfen aber keinen Rückzug aus Ungarn“, sagte am Dienstag eine Erste-Bank-Sprecherin. Auch die Bank Austria will in dem osteuropäischen Land bleiben.

Laut „Presse“-Informationen interessieren sich ungarische Investoren für die Budapester Raiffeisen-Tochter. Das würde auch in die Strategie des dortigen Premierministers Viktor Orbán passen. Derzeit befinden sich zwei Drittel des ungarischen Finanzsektors in ausländischer Hand. Das sei laut Orbán „ungesund“. Sein Ziel ist es, dass ungarische Investoren mindestens die Hälfte des nationalen Bankensektors kontrollieren. Die Bawag und die deutsche DZ-Bank verabschiedeten sich bereits aus Ungarn.

Oligarchen wollen RBI-Tochter

Ein schwieriger Markt für die Banken ist auch Slowenien. Trotz der vielen Probleme weigert sich die Regierung in Laibach, unter den europäischen Rettungsschirm zu schlüpfen.

Bis 2015 will Raiffeisen in Slowenien ein Drittel des Geschäfts zurückfahren. In der Ukraine interessieren sich die Alfa-Bank und die Delta-Bank für die in Kiew ansässige Raiffeisen-Tochter Aval. Hinter der Alfa-Bank stehen russische Oligarchen – etwa Michail Fridman. Die Delta-Bank gehört ukrainischen Oligarchen. Raiffeisen hatte 2005 die ukrainische Aval für umgerechnet 760 Millionen Euro erworben. Das war damals die größte Akquisition in der Geschichte von Raiffeisen. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise wurde der Firmenwert der Aval-Bank, die heute in 800 Filialen rund 13.500 Mitarbeiter beschäftigt, in mehreren Etappen abgeschrieben.

Die Erste Bank hat sich bereits aus der Ukraine verabschiedet. Seit dem Markteinstieg im Jahr 2007 summierten sich die Verluste für die Erste Bank auf 250 Millionen Euro. Auch die Bank Austria könnte sich aus der Ukraine zurückziehen. Der Chef der Bank-Austria-Mutter UniCredit, Federico Ghizzoni, sagte jüngst, dass ein Verkauf der ukrainischen Tochter Ukrsotsbank erwogen werde. „Wir untersuchen den Markt“, so Ghizzoni. Es sei aber nicht leicht, solche Länder zu verlassen. Die Bank Austria übernahm die Ukrsotsbank im Jahr 2008 für 1,5 Milliarden Euro. Doch dann brach die Finanzkrise aus. In den vergangenen Jahren musste der Wert der Ukraine-Tochter reduziert werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2013)

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