Benko könnte mit Partner Karstadt-Kerngeschäft übernehmen

(c) Fabry
  • Drucken

Gemeinsam mit dem israelischem Milliardär Steinmetz hat der Tiroler Investor eine Option auf die Übernahme der 83 klassischen Karstadt-Warenhäuser.

Der einst als Karstadt-Retter gefeierte Milliardär Nicolas Berggruen bereitet Branchenkreisen zufolge einen Eignerwechsel bei dem Warenhauskonzern vor. Drei Jahre nach der Karstadt-Übernahme habe Berggruen dem Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko und dem israelischen Milliardär Beny Steinmetz die Option eingeräumt, für einen Euro 75,1 Prozent der Karstadt-Stammgesellschaft zu übernehmen. Das "manager magazin" hatte zuvor über diese Option berichtet. Die Stammgesellschaft betreibt die bei Berggruen verbliebenen 83 klassischen Karstadt-Warenhäuser. Die Mehrheitsanteile am Geschäft der Luxus-Warenhäuser und der Karstadt-Sporthäuser hatte Berggruen bereits abgegeben. Sprecher Karstadts, Berggruens und Steinmetz' wollten sich nicht äußern.

Benko kontrolliert mit seiner Signa Holding bereits das operative Geschäft der Luxus-Warenhäuser, zu denen etwa das KaDeWe in Berlin gehört. Auch die Mehrheit an Karstadt-Sport hat sich der österreichische Investor mit seiner Signa Holding gesichert. Die übrigen Warenhäuser hatte Berggruen behalten. "Ich glaube an das Unternehmen und seine Mitarbeiter", hatte Berggruen versichert: "Das Kerngeschäft behalten wir komplett." Arbeitnehmervertreter hatten indes mehrfach die Sorge geäußert, Karstadt könne zerschlagen werden. "Den Karstadt-Beschäftigten geht es - unabhängig von eventuellen Veränderungen bei den Eigentümerstrukturen - um die Zukunftsfähigkeit aller Karstadt-Unternehmen", betonte die Gewerkschaft ver.di nun.

Steinmetz seit Jahresbeginn Signa-Investor

Mit dem israelischen Milliardär und Diamantenhändler Steinmetz hat Benko dem "manager magazin" zufolge bei den Luxuskaufhäusern einen neuen Partner ins Boot genommen. Steinmetz werde auch Mitbetreiber der Sportsparte mit 28 Filialen. Er übernehme je 37,55 Prozent an der Premium- und der Sportfirma, berichtete das Magazin unter Berufung auf eine Signa-Aufsichtsratsvorlage weiter. Im Gegenzug werde Berggruen von Signa und Steinmetz entschädigt. Der Milliardär werde an einer Gesellschaft beteiligt, der 18 Warenhaus-Immobilien gehören. Auch eine Beteiligung an den Immobilien von Karstadt-Luxuskaufhäusern stehe im Raum. ver.di fordere auch ein Gespräch mit Steinmetz, wenn sich bestätige, dass er bei Karstadt einsteige, sagte ein Gewerkschaftsvertreter. Im Jänner will die Gewerkschaft mit Benko reden.

Die Signa Prime des Tiroler Immobilien-Investors Rene Benko dementierte die Anteilsweitergabe an Steinmetz. "Die BSG-RE (Anmerk.: Beny Steinmetz) ist seit fast einem Jahr einer von zahlreichen Investoren bei der Signa-Gruppe. Dies wurde in einer Pressemitteilung bereits am 18. Jänner 2013 bekanntgegeben. Es ist also nicht richtig, dass 'nun' Anteile 'weitergereicht' oder verkauft würden", hieß es in einer Aussendung der Signa Holding am Donnerstag.

Der Investor Benko ist im deutschen Einzelhandel kein Unbekannter - er besitzt zahlreiche Karstadt-Immobilien. Steinmetz ist bereits bei Benko investiert und Mitbesitzer von Karstadt-Immobilien. Benkos Signa Holding hatte erklärt, im Dezember 2012 für mehr als 1,1 Milliarden Euro - "zusammen mit der Beny Steinmetz Group" - ein Einzelhandelsportfolio bestehend aus 17 Warenhäusern erworben zu haben.

Mitarbeiter fürchten um Zukunft

Der gebürtige Tiroler Benko hatte einen raschen Aufstieg genommen. Er gründete im Jahr 2000 die Signa Holding, mit der er das Geld reicher Investoren einsammelt und vornehmlich in Luxusimmobilien steckt. Benko verfügt über ein weit verzweigtes Netzwerk, prominente Namen finden sich im Beirat seiner Firma - darunter Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und der frühere österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Im vergangenen Jahr war Benko in einem Korruptionsprozess zu einer Haftstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt worden. Ihm wurde vorgeworfen, über seinen Steuerberater Politiker bestochen zu haben, die in einer steuerlichen Angelegenheit zugunsten von Signa intervenieren sollten.

Die rund 20.000 Karstadt-Beschäftigten fürchten um die Zukunft des traditionsreichen Warenhausriesen. Karstadt hat zahlreiche Baustellen. Zum Jahresende scheidet Chef Andrew Jennings aus, ein Nachfolger ist bisher nicht ernannt worden. Jennings hatte dem Warenhausriesen bescheinigt, bei seiner Sanierung noch nicht über den Berg zu sein. Die Wegstrecke, die Karstadt vor sich habe, sei "weiter herausfordernd", bilanzierte Jennings Anfang September.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.