Schnee bremst Amazon mehr als Streiks

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Die Arbeitsniederlegungen hätten bisher keinen Einfluss auf zeitgerechte Zustellungen gehabt, sagt Deutschland-Chef Kleber.

Der ungelöste Tarifstreit zwischen Amazon und der Gewerkschaft ver.di sowie die in der Weihnachtszeit drohenden Streiks bereiten Amazon-Deutschland-Chef Ralf Kleber keine Sorgen. Die Arbeitsniederlegungen hätten bisher keinen Einfluss auf das Zustellversprechen gehabt, das dem Kunden gegeben werde, sagte Kleber im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

"Größere Probleme im Weihnachtsgeschäft haben wir, wenn es Glatteis in den Kasseler Bergen oder Schnee in Deutschland gibt. Das macht die Sorgenfalten." Für Amazon sei die Adventzeit "absoluter Saisonhöhepunkt". Dann sind für den weltgrößten Onlinehändler in der Bundesrepublik 14.000 Arbeitskräfte tätig, während es sonst nur 9.000 Mitarbeiter sind.

Verhärtete Fronten

Die Fronten in dem Tarifkonflikt sind festgefahren. ver.di fordert von Amazon tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt aber die Logistikbranche als Maßstab, in der niedrigere Löhne gezahlt werden. "Wir sind ein Logistikunternehmen. Da kommen Lkws an, die werden ausgepackt, Waren ein- und wieder ausgelagert. Dann fahren die Lkws wieder ab", begründete der 47-jährige Kleber seine Haltung. Deshalb zahle er den in dieser Branche üblichen Tarif. "Und da liegen wir mit einem Einstiegsgehalt von 9,55 Euro in der Stunde definitiv am oberen Ende und fern ab vom Mindestlohn."

Kleber sagte: "Amazon ist ein fairer Arbeitgeber. Das ist nicht mein Konflikt. Ich arbeite mit den Mitarbeitern über die Betriebsräte zusammen." Derzeit gibt es in acht der neun Logistikzentren von Amazon einen Betriebsrat. Im neuesten Werk im brandenburgischen Brieselang wird derzeit einer gebildet. Der langjährige Deutschlandchef, der zuvor für Kaufhof und Escada gearbeitet hat, betonte, nur eine Minderheit der Amazon-Mitarbeiter beteilige sich an den Ausständen. Beim Streik am Montag waren es nach ver.di-Angaben etwa 1000 Mitarbeiter in Leipzig und Bad Hersfeld, wo die Tarifauseinandersetzungen hauptsächlich ausgetragen werden.

(APA/Reuters)

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