EU: Mehr Ratings bis Jahresende

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Ab 2014 müssen Ratingagenturen innerhalb der EU die Zeitpläne für Bonitätsänderungen veröffentlichen. Es dürften daher noch einige Entscheidungen fallen.

Wien. Infolge der Finanz- und Schuldenkrise sind die Ratingagenturen in Europa mit neuen Vorschriften konfrontiert. So müssen sie etwa bis Jahresende einen Zeitplan für das kommende Jahr veröffentlichen, aus dem hervorgeht, wann Länderratings veröffentlicht werden.

Das hat in den vergangenen Wochen dazu geführt, dass ein regelrechter Schub an Entscheidungen losgetreten wurde. So hat etwa die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) den Niederlanden in der Vorwoche die Spitzennote AAA entzogen. Auch wurde die Bewertung für Zypern erhöht und der Ausblick Spaniens angepasst. Die Agenturen Fitch und Moody's waren in jüngster Zeit ebenso aktiv.

Die Großbank HSBC geht davon aus, dass die Anzahl der Ratingentscheidungen bis Jahresende noch weiter zunehmen dürfte. Sprecher von S&P und Fitch wollten sich dazu nicht unmittelbar äußern. Moody's erklärte in einer Stellungnahme, dass Marktgerüchte über den Zeitpunkt von Ratingveränderungen nicht kommentiert würden.

Nicht immer Auswirkungen

Die drei Ratingagenturen beherrschen den Großteil des Marktes. Verschlechtert sich die Bonität eines Landes, müssen sich Staaten zu theoretisch schlechteren Konditionen Geld auf dem Kapitalmarkt besorgen. De facto kommt es aber darauf an, welchem Staat die Bonität entzogen wurde. So hat Österreich in der Vergangenheit zwar sein Spitzenrating verloren, gleichzeitig sanken aber auch die Renditen für lang laufende Anleihen, weil Anleger in sichere Häfen geflüchtet sind. Das hat die Renditen nach unten gedrückt.

In den vergangenen Jahren sind die Agenturen oft in das Kreuzfeuer der Kritik geraten, auch in der EU. Unter anderem, weil die Agenturen häufig zeitnahe zu wichtigen Gipfeltreffen Ratings veröffentlicht hatten, die den Druck auf die ohnehin schon angeschlagenen Peripheriestaaten noch weiter erhöhten.

Für die Ratingagenturen hat sich aber bereits seit Juni etwas geändert. So müssen sie den Emittenten über die neue Bewertung mindestens einen ganzen Arbeitstag vor der Ankündigung informieren. Zudem werden Ratings künftig ausschließlich an Freitagen nach Handelsschluss oder mindestens eine Stunde vor Öffnung der Handelsplätze in der EU veröffentlicht.

Erfolgen Ratings unaufgefordert, dann sind sie außerdem auf drei pro Jahr beschränkt. Nicht alle Staaten beauftragen (und bezahlen) Ratingagenturen für eine Bonitätsbewertung. Manche Länder werden auch ohne expliziten Wunsch bewertet. Laut Angaben von S&P erfolgen 15 der in Summe 128 Länder-Ratings der Agentur „unaufgefordert“. Bei S&P fallen Staaten wie Belgien, Frankreich, Italien oder die Niederlande in diese Kategorie.

Kaum Ratingentscheidungen

In diesem Jahr wurden von S&P, Moody's und Fitch in Summe 18Änderungen in der Einschätzung der Kreditwürdigkeit von Staaten der Eurozone vorgenommen. Vier davon fanden im vergangenen Monat statt. Die Häufigkeit der Bonitätsänderungen hat im Vergleich zum Höhepunkt der europäischen Schuldenkrise aber abgenommen. Im Jahr 2011 wurden immerhin noch 47 Auf- und Abstufungen vollzogen. „Wir haben die akute Phase der Schuldenkrise hinter uns gelassen“, sagt Rentenstratege Marius Daheim von der Bayerischen Landesbank. „In der Phase gab es bei einigen Ländern eine rapide Verschlechterung der Bonitätsnote, aber ich denke, das meiste ist durch und vorbei.“ In der Eurozone sind nur noch Deutschland, Finnland und Luxemburg Inhaber der Bestnote Triple A durch alle drei Agenturen. Vor einigen Jahren waren es weit mehr. (Bloomberg/nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2013)

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