Investoren ziehen Geld aus Gold ab

(c) Hugo Philpott
  • Drucken

Für 2014 prognostizieren die Analysten einen Preis von 1216 Dollar je Unze.

Wien. Investoren trennen sich derzeit so schnell von börsengehandelten Goldprodukten (ETP) wie seit Einführung der Papiere vor einem Jahrzehnt nicht.

Die Bestände der 14 größten mit Gold unterlegten ETPs schrumpften seit Anfang Januar um 31 Prozent auf 1813,3 Tonnen - es ist die erste jährliche Abnahme, seit der Handel in den Fonds 2003 begann. Das belegen Daten der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Weitere 311 Tonnen Gold dürften im kommenden Jahr abfließen, wie aus einer Median-Prognose von elf Analysten hervorgeht.

Noch im vergangenen Jahr hatten ETP-Goldinvestments mit 148 Mrd. Dollar einen Rekord erreicht. Sie trugen seinerzeit zur Aufrechterhaltung der Goldhausse bei, während der sich das Edelmetall seit 2001 um das Sechsfache verteuerte. Die Produkte bieten Investoren die Möglichkeit, in das Edelmetall zu investieren, ohne es einlagern zu müssen.

Der Einbruch bei den ETP legt den Schluss nahe, dass Investoren das Vertrauen in Gold als Mittel zur Vermögenssicherung verlieren. Zum einen ist es zuletzt nicht zu einem Anstieg der Inflation gekommen. Und zum anderen signalisierte die US-Notenbank Federal Reserve, dass sie ihre umfangreichen geldpolitischen Maßnahmen zur Konjunkturförderung womöglich zurückfahren wird.

„All die Aufwärts-Faktoren, die den Goldpreis in den vergangenen zwölf Jahren immer weiter nach oben getrieben haben, verkehren sich nun ins Gegenteil“, sagt Analyst Robin Bhar von Société Générale. Mit Blick auf das Edelmetall ist die Bank so negativ eingestellt für das kommende Jahr wie bei kaum einem anderen Rohstoff. Im Median gehen 14 Analysten davon aus, dass der Goldpreis 2014 im Durchschnitt bei 1216 Dollar je Unze liegen wird, der niedrigste Wert seit 2009. In diesem Jahr ist der Goldpreis um rund 27 Prozent auf 1230 Dollar gefallen.

Geschaffen wurden Gold-ETPs einst von Graham Tuckwell, einem australischen Unternehmer. Sie werden ähnlich wie Aktien gehandelt. Die Notwendigkeit für Lagerung und andere Dinge im Zusammenhang mit dem klassischen Goldhandel entfallen. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

International

Währungen: Experten uneins über Dollar-Kurs

Goldman Sachs glaubt an einen fallenden Dollar im kommenden Jahr und steht damit im Gegensatz zu den meisten anderen Analysten.
The euro sculpture is seen outside the head quarters of the European Central Bank in Frankfurt
Ökonomenstimme

Wer ist schuld an den niedrigen Zinsen?

Ökonom Olaf Schlotmann geht der Frage nach, wer für niedrige Zinsen verantwortlich ist: Zentralbanken, Sparflut oder säkulare Stagnation?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.