US-Notenbank bremst die Geld-Druckmaschine

Fed-Chef Ben Bernanke verabschiedet sich mit einer Überraschung aus dem Amt: Er strafft die Geldpolitik ab sofort.
Fed-Chef Ben Bernanke verabschiedet sich mit einer Überraschung aus dem Amt: Er strafft die Geldpolitik ab sofort. imago stock&people
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Die US-Notenbank drosselt überraschend ab sofort die milliardenschweren Anleihenkäufe. Das ist ein Signal für die Erholung der US-Wirtschaft. Die Wallstreet reagiert positiv.

New York/Washington. Einen fulminanteren Abschied konnte Ben Bernanke nicht inszenieren: Am Mittwochabend überraschte der scheidende Präsident der US-Notenbank Fed mit der Ankündigung, das 85 Mrd. Dollar schwere Anleihe-Aufkaufprogramm (Quantitative Easing) pro Monat um zehn Mrd. Dollar ab Jänner zu drosseln. Und nicht erst im Frühjahr, wie Finanzanalysten mehrheitlich erwartet hatten.

Damit hat Bernanke die Drosselung der lockeren Geldpolitik, das sogenannte „Tapering", über das in den vergangenen Monaten permanent spekuliert worden war, eingeläutet. Und er hat seiner Nachfolgerin Janet Yellen, die heute, Donnerstag, vom US-Senat bestätigt wird und im Februar das Amt übernimmt, die Richtung vorgegeben.

Die US-Börsen verstanden die Entscheidung des Offenmarktausschusses der Fed richtig zu deuten: nämlich als positives Signal für die Konjunkturentwicklung. Die Wallstreet reagierte mit deutlichen Kursgewinnen und lag gleich nach der Ankündigung mehr als ein Prozent im Plus. Analysten schließen jedoch Ausschläge auch nach unten in den nächsten Tagen nicht aus. Denn vorerst sei dies nur ein symbolischer Schritt der Fed.

Riesige Konjunkturhilfe

Andere wiederum meinten, dass die Drosselung der Geldschwemme schon in den Kursen eingepreist sei. „Wir hatten Zeit, uns darauf einzustellen", sagte ein Händler. Mit dem Anwerfen der Gelddruckmaschine hatte die Fed die Börsen auf Rekordstände getrieben. Deshalb bestand zuletzt die Furcht, dass das Tapering zu einem Kurssturz führen könnte.

Über mehrere Programme zum Anleihenkauf hatte die Fed seit Mitte 2008 im Kampf gegen die Folgen der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seit den 30er-Jahren rund drei Billionen Dollar in den Wirtschaftskreislauf gepumpt. Bisher kaufte die Fed monatlich US-Staatsanleihen vom Finanzministerium in Höhe von 45 Mrd. Dollar und Immobilienpapiere für 40 Mrd. Dollar. Jetzt wird auf 40 bzw. 35 Mrd. Dollar reduziert.

Der Zeitpunkt für den Beginn des Ausstiegs aus der extrem lockeren Geldpolitik war an den Finanzmärkten mit großer Spannung erwartet worden. Fed-Chef Ben Bernanke hatte schon im Frühsommer ankündigt, die Anleihenkäufe bis Mitte 2014 auslaufen zu lassen. Allerdings hat er sich nie genau in die Karten blicken lassen. Die meisten Fed-Beobachter hatten zuletzt erwartet, dass Bernanke seiner Nachfolgerin die Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik überlassen würde.

Fed bleibt vorsichtig

Als einen der wichtigsten Faktoren für die Straffung der Geldpolitik sah die Federal Reserve nicht nur einen nachhaltigen Konjunkturaufschwung, sondern vor allem die Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. Die Medizin hat gewirkt: Zuletzt vermehrten sich die positiven Signale von der Wirtschaftsfront. So auch am Mittwoch, wo Erfreuliches vom Immobilienmarkt kam: Die Zahl der Wohnungsbaubeginne ist im November überraschend deutlich gestiegen, und zwar gegenüber dem Vormonat um 22,7 Prozent auf 1,091 Millionen. Das ist der höchste Stand seit Februar 2008. Und die Zahl der Baugenehmigungen fiel nicht so stark wie erwartet.

Den Leitzins behält die Notenbank allerdings auf dem Rekordtief zwischen Null und 0,25 Prozent. Quasi als Trostpflaster versicherte die Zentralbank den Märkten, dass sie auch bei einer weiteren Besserung am Jobmarkt die Nullzins-Politik noch lange beibehalten wird - selbst wenn die Arbeitslosenquote unter den angepeilten Wert von 6,5 Prozent fallen sollte. Die Quote war zuletzt auf sieben Prozent gefallen, sodass die Zielmarke bereits in greifbare Nähe gerückt war. Eine Zinswende in der weltgrößten Volkswirtschaft ist damit jedoch weiterhin noch nicht in Sicht. (Bloomberg/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19. Dezember 2013)

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