Buffett: Nach Heinz auch Campbell?

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In der Lebensmittelindustrie steht die nächste milliardenschwere Übernahme im Raum: Investor Warren Buffett soll ein Auge auf den Suppenhersteller geworfen haben.

Wien. Warren Buffett kann's nicht lassen. Der Doyen der Schnäppchenjäger ist wieder auf der Pirsch. Nachdem sich Buffett mit seinem Investmentvehikel Berkshire Hathaway zusammen mit 3G Capital im Februar den Ketchuphersteller Heinz einverleibt hat, könnten sie jetzt auch den Suppenkönig Campbell schlucken. Das wird in Finanzkreisen kolportiert, nachdem Optionen auf Campbell im Dezember nach ersten Gerüchten stark zugelegt haben.

Campbell ist derzeit an der Börse 13 Mrd. Dollar wert – eine Kleinigkeit im Verhältnis zu den 27,4 Mrd. Dollar, die Buffett und 3G für Heinz gezahlt haben.

Zwei starke Marken

Für Edward Jones & Co. ergibt der Kauf von Campbell – das Unternehmen wurde auch durch Andy Warhols Kunst berühmt – zudem deshalb Sinn, weil die Zusammenführung der Gemüseverarbeitung von Heinz und Campbell Vorteile bringen könnte. Buffett und 3G machten bei der Übernahme von Heinz kein Hehl daraus, was ihnen besonders gefiel: die Chance, die Akquisition „als Plattform zu nutzen, um in der weltweiten Nahrungsmittelindustrie größer zu werden“, wie der ehemalige Heinz-Chef Bill Johnson damals meinte. Ebenso wie Heinz verfügt auch Campbell über eine starke Marke, was bei weiteren Lebensmittelkonzernen und Finanzinvestoren Appetit wecken könnte, meint auch S&P Capital IQ.

Auch wenn Campbell im Geschäft mit seinen Kultsuppen mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen hat, erhielte ein möglicher Käufer immer noch den mit 22 Prozent größten Anteil am Suppenmarkt. Das Unternehmen wäre auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses günstiger zu haben als 70 Prozent der Lebensmittelverarbeiter, zeigen von Bloomberg zusammengestellte Daten. Allerdings müssten Familienmitglieder, die mehr als 40 Prozent der Campbell-Aktien halten, einer Übernahme zustimmen.

Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire könnte jedenfalls erneut als Finanzier auftreten, sind Sanford C. Bernstein & Co. überzeugt. Berkshire ist kein Neuling in der Lebensmittelbranche: Die Firma besitzt bereits den Süßwarenhersteller See's Candies und war 2008 an der Finanzierung des Kaufs des Kaugummiriesen Wm. Wrigley Jr. Co. durch Mars Inc. beteiligt.

Sowohl Sprecher von Campbell als auch von 3G Capital wollten sich zu einer möglichen Übernahme des Unternehmens nicht äußern.

Buffett ist nicht der Einzige, der den Markt für Mergers & Akquisitions (M&A) in Bewegung hält. Im Vorjahr gab es insgesamt 35.000 Übernahmen im Volumen von 2,31 Billionen Dollar, geht aus dem jüngsten Bericht von Thomson Reuters hervor. Das sind 2,4 Prozent weniger als 2012 und der niedrigste Stand seit 2009. Als Grund nennen die Experten vor allem die lahmende Übernahmeszene in Europa, wo das M&A-Volumen mit 529,4 Mrd. Euro so niedrig war wie zuletzt vor zehn Jahren. In den USA wurden hingegen heuer um 14 Prozent mehr Firmen verheiratet.

Goldman Sachs mischt mit

Dort fand auch die heuer mit Abstand größte Übernahme statt: der 130 Mrd. Dollar schwere Kauf des US-Mobilfunkers Verizon Wireless durch dessen Mutterkonzern Verizon Communications. Der Heinz-Deal liegt auf Platz zwei, gefolgt vom Kauf des britischen Pay-TV-Anbieters Virgin Media durch den US-Konzern Liberty Global.

Die meisten Deals wickelte die Investmentbank Goldman Sachs ab. Sie mischte bei 386 Transaktionen im Wert von 618 Mrd. Dollar mit. Danach folgen drei weitere US-Institute: JPMorgan, Morgan Stanley und Bank of America Merrill Lynch. (Bloomberg/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2013)

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