Banken verkaufen faule Kredite

(c) EPA (Daniel Dal Zennaro)
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Die Bank-Austria-Mutter UniCredit trennt sich von Problemkrediten von fast einer Milliarde Euro. Käufer war der US-Finanzinvestor Cerberus, dem in Österreich die Bawag gehört.

Wien/Mailand. Die Transaktion hat Symbolkraft: Die Bank-Austria-Mutter UniCredit fand kurz vor Jahresende einen Käufer für Problemkredite im Volumen von 950 Millionen Euro. Veräußert wurden Konsumentenkredite und andere Forderungen aus Italien. Darlehen der Bank Austria in Österreich waren nicht betroffen.

Übernommen werden die Kredite vom US-Finanzinvestor Cerberus, der in Österreich die Bawag besitzt. Für UniCredit ist die Transaktion wichtig. Sie muss in ihrer Bilanz für diese Kredite kein Eigenkapital mehr vorhalten. Zudem liegen alle weiteren Risken bei Cerberus.

Ein Geschäft für Cerberus?

Doch warum lässt sich Cerberus überhaupt auf einen solchen Deal ein? Wer kauft schon Problemkredite von einer italienischen Bank? Für den US-Finanzinvestor kann das Ganze noch ein gutes Geschäft werden.
Bei den betroffenen Krediten im Ausmaß von 950 Millionen Euro haben die Kunden zwar Rückzahlungsprobleme. Doch die Darlehen sind für den Verlustfall schon zu 90 Prozent abgesichert. Cerberus hat nun die Möglichkeit, sich mit den Kreditnehmern auf neue Rückzahlungsmodalitäten zu einigen. So kann beispielsweise die Laufzeit der Darlehen verlängert werden. Dafür können die Kreditzinsen oder die Gebühren erhöht werden. Oder Cerberus treibt die Sicherheiten ein. Bei der Verwertung von Immobilien kann der US-Investor einen Aufschlag kassieren.

In Österreich kamen Kreditverkäufe von Banken bislang relativ selten vor. Doch Experten gehen davon aus, dass weitere Finanzkonzerne dem Beispiel von UniCredit folgen werden. Denn im Herbst 2014 wird die Europäische Zentralbank (EZB) die Bilanzen von 128 europäischen Großbanken – darunter sechs österreichische Institute – unter die Lupe nehmen. Die EZB wird dabei überprüfen, ob für Problemkredite ausreichend Vorsorgen gebildet werden. Bevor die EZB-Kontrolleure kommen, wollen die Banken nun Teile ihrer Assets auf den Markt werfen.

Weitere Banken folgen

In Italien erklärten bereits Banco Popolare und  Monte dei Paschi di Siena, sich nach Käufern für ihr Kreditportfolio umzusehen. Angaben des italienischen Bankenverbands zufolge ist die Zahl der Problemkredite zuletzt auf einen Rekordstand von 147 Milliarden Euro gestiegen. Das ist um 27,5 Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor und über 100 Milliarden Euro mehr als 2007, dem Jahr vor der Finanz- und Wirtschaftskrise. In Summe gibt es in Italien bei knapp acht Prozent aller vergebenen Kredite Probleme mit der Rückzahlung.

Österreichs Banken haben in Teilen Osteuropas mit deutlich höheren Ausfallraten zu kämpfen. In der Ukraine etwa werden 30 Prozent aller Darlehen als problematisch eingestuft. Die Erste Bank hat sich bereits aus der Ukraine zurückgezogen. Auch die Bank Austria und die Raiffeisen Bank International stellen ihr Engagement in dem Land auf den Prüfstand. Kreditverkäufe sind in osteuropäischen Ländern wie in der Ukraine schwer möglich, weil es dafür kaum Käufer gibt. Außerdem ist in Osteuropa das Eintreiben von Krediten oft schwieriger als in Westeuropa, weil es in jenen Ländern, die noch nicht der EU angehören, teilweise an Rechtssicherheit mangelt.
Zurück zur UniCredit: Wer heuer Aktien der Bank-Austria-Mutter gekauft hat, kann sich über einen Gewinnsprung freuen. Zu Jahresbeginn kostete eine Aktie 3,85 Euro, bis zum gestrigen Freitag verteuerte sich das Papier auf 5,33 Euro. 16 Analysten empfehlen laut Bloomberg, die Aktie zu kaufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2013)

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