Italien: Aktionärsrevolte bei ältester Bank der Welt

Archivbild: Der Haupteingang der Monte-Paschi-Zentrale in Siena
Archivbild: Der Haupteingang der Monte-Paschi-Zentrale in SienaREUTERS
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Der finanziell angeschlagene Großaktionär revoltiert gegen eine Drei-Milliarden-Kapitalerhöhung für die italienische Bank Monte dei Paschi di Siena.

Die Führung der schwer angeschlagenen italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena steht nach einer beispiellosen Revolte ihres Großaktionärs gegen eine schnelle Kapitalerhöhung vor einem Scherbenhaufen. Bei dem Großaktionär handelt es sich um eine Stiftung, die ebenfalls Monte Paschi heißt. Eine Aufstockung des Kapitals der ältesten noch existierenden Bank der Welt um 3 Milliarden Euro schon im Jänner wurde am Samstag auf einer Aktionärsversammlung abgelehnt.

Der Sanierungsplan für Monte Paschi steht damit infrage, eine Verstaatlichung ist nicht ausgeschlossen. Verwaltungsratschef Alessandro Profumo und Vorstandschef Fabrizio Viola wollen nun in den kommenden Tagen entscheiden, ob sie ihren Hut nehmen.

8 Mrd. Euro Verlust in zwei Jahren

Die 1472 gegründete Traditionsbank ist wegen riskanter Derivategeschäfte und der Schuldenkrise in Schieflage. Sie hat in den vergangenen zwei Jahren fast 8 Mrd. Euro Verlust geschrieben, auch 2013 werden rote Zahlen erwartet. Die Regierung stützt das Institut mit 4,1 Mrd. Euro. Für eine Genehmigung dieser Staatshilfe verlangt die EU-Kommission eine Kapitalerhöhung. Andernfalls droht eine Verstaatlichung.

Bankenchef Viola sagte nach dem Scheitern seines Plans, er werde zwar alles tun, um "ein Sinken des Schiffs zu verhindern". Allerdings könne er nicht für Fehler anderer verantwortlich gemacht werden. Profumo erklärte, die Bank müsse ihr Kapital um 3 Mrd. Euro anheben, um 4 Mrd. Steuergelder zurückzuzahlen. "Nach dem Ergebnis von heute ist das unsicher und mit Risiken behaftet." Beide Manager hatten eine umgehende Kapitalerhöhung gefordert und auch schon Banken für eine Beteiligung gefunden - aber nur bis Ende Jänner.

Das Vorhaben scheiterte an der ebenfalls Monte Paschi heißenden Stiftung aus Siena, dem Stammsitz der Bank. Auch die Stiftung steckt in Schwierigkeiten. Sie hatte schon im Vorfeld eine Verschiebung des Kapitalschritts auf Mai gefordert, um mehr Zeit für den Verkauf ihres 33,5-prozentigen Anteils zu gewinnen. Mit dem Erlös will sie eigene Schulden tilgen. "Wir haben die Pflicht, das Überleben der Stiftung zu sichern", sagte deren Vorsitzende Antonella Mansi am Samstag. "Man kann uns doch nicht auffordern, sie pleitegehen zu lassen."

Kapitalerhöhung nun frühestens Mitte 2014

Nach der Entscheidung vom Samstag kann das Kapital nun frühestens Mitte 2014 erhöht werden. Das Management von Monte Paschi hatte im Vorfeld erklärt, eine solche Verschiebung wurde der Bank mindestens 120 Millionen Euro vermeidbarer Zinskosten aufbürden.

Profumo sagte, über seinen etwaigen Rückzug wolle er in aller Ruhe entscheiden. Die nächste Sitzung des Verwaltungsrats wurde für Mitte Januar angesetzt. Nach Berichten italienischer Zeitungen könnten das frühere EZB-Ratsmitglied Lorenzo Bini Smaghi oder Allianz-Vorstandsmitglied Carlo Salvatori an seine Stelle treten.

Der Fondsmanager Roberto Loticci von Ifigest sagte, die Verschiebung und ein möglicher Rückzug Profumos könnten die Rettung der Bank untergraben. "Es ist wichtig, die Kapitalerhöhung so schnell wie möglich durchzuziehen." Ansonsten könne es sein, dass Monte Paschi die Aktien später zu einem niedrigerem Preis anbieten müsse als derzeit möglich.

Größter Arbeitgeber in Siena

Monte Paschi ist der größte Arbeitgeber in Siena, die Stadt ist zugleich größter Anteilseigner in der Stiftung. Sienas Bürgermeister Bruno Valentini hatte am Freitag gesagt, eine Verschiebung der Kapitalerhöhung könne helfen, die Bank in italienischer Hand zu belassen. "Wir können die drittgrößte Bank des Landes doch nicht zur Beute ausländischer Interessen werden lassen." Mehrere kleinere Aktionäre schlossen sich dieser Sichtweise auf dem Aktionärstreffen am Samstag an.

(APA/Reuters)

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