Amazon-Arbeiter gegen Gewerkschaft

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Beschäftigte des Versandhändlers distanzieren sich von der Gewerkschaft Verdi.

Osnabrück/Seattle. Mehr als tausend Beschäftigte des Internetversandhändlers Amazon in Deutschland haben sich mit einer Unterschriftenaktion von der Gewerkschaft Verdi und deren Kampf um höhere Löhne distanziert. Das berichtet die „Neue Osnabrücker Zeitung“.

Bereits Ende Dezember haben 1018 Mitarbeiter der Standorte Leipzig und Bad Hersfeld erklärt, dass sie sich „von den derzeitigen Zielen, Argumenten und Äußerungen der Verdi, die in der Öffentlichkeit über Amazon und damit über uns verbreitet werden“, distanzieren. Mit ihrer Unterschrift erklärten die Mitarbeiter, dass sie das von Verdi erweckte „negative öffentliche Bild“ bis ins Privatleben verfolge. Die Darstellungen der Gewerkschaft entsprächen nicht der Realität und nicht ihrem täglichen Arbeitsleben.

Ein Verdi-Sprecher meinte, es komme vor, dass nicht immer alle Mitarbeiter mit dem Vorgehen der Gewerkschaft einverstanden seien. Er hält es aber für bedenklich, dass einige Mitarbeiter gar nicht mehr anstrebten, eine dauerhafte Beschäftigung oberhalb eines doch eher geringen Verdienstes zu erreichen. Er nehme die Sorgen der Unterzeichner zur Kenntnis.

Kampf um neuen Tarifvertrag

In der Woche vor Weihnachten streikten täglich hunderte Amazon-Beschäftigte in den Versandhandelszentren Leipzig und Bad Hersfeld sowie an einem Tag auch im bayerischen Graben für Tarifverhandlungen. Sie fordern einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels.

Amazon ist wiederholt wegen seiner Arbeitsbedingungen in die Kritik geraten. Bemängelt wurde nicht nur die Bezahlung, sondern auch die monotone Arbeit und die Dauerüberwachung.

Das Amazon-Management lehnt Verhandlungen ebenso wie eine Tarifbindung bisher ab. Das Unternehmen orientiert sich an der niedrigeren Bezahlung in der Logistikbranche. Verdi hat bereits angekündigt, die Streiks bei Amazon heuer fortzusetzen und möglicherweise auf weitere Standorte auszuweiten. Amazon erklärt die geringe Bezahlung und den schlechteren Tarifvertrag damit, dass für die Tätigkeiten keine Ausbildung erforderlich sei. (AFP/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2014)

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