Fleischproduktion steigt bis 2050 um mehr als die Hälfte

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Der Flächenbedarf für Futtermittel wird ebenfalls drastisch steigen. Experten warnen vor den negativen Folgen für die Umwelt.

Die höhere Nachfrage vor allem in den boomenden asiatischen Ländern wird die Fleischproduktion in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich drastisch steigen lassen. Wie die Heinrich-Böll-Stiftung und die Umweltorganisation BUND in ihrem neuen Fleischatlas berichten, müssen Bauern und Agrarbetriebe weltweit die Produktion bis zum Jahr 2050 von heute 300 Mio. auf 470 Mio. Tonnen erhöhen.

Damit seien verheerende Umweltprobleme verbunden. Obwohl in westlichen Ländern der Fleischkonsum abnimmt, tritt vor allem in China und Indien die Mittelschicht mit einer steigenden Fleischnachfrage auf den Markt. Demnach werden bis 2022 rund 80 Prozent des Wachstums im Fleischsektor auf die "zumeist asiatischen Boomländer" entfallen. Auch in Brasilien und Südafrika, die zusammen mit Russland, Indien und China die sogenannten BRICS-Staaten bilden, steigt die Nachfrage stetig.

Produktionausbau in Asien

In aufstrebenden asiatischen Ländern werde "nach westlichem Vorbild zunehmend unter hochindustrialisierten Bedingungen Fleisch erzeugt", erklärte dazu Barbara Unmüßig von der den Grünen nahestehenden Böll-Stiftung. Diese Entwicklung habe auch all die unerwünschten Nebeneffekte wie hierzulande, darunter Lebensmittelskandale, Missbrauch von Antibiotika sowie Einsatz von Hormonen, sagte sie.

Der Bericht warnt in diesem Zusammenhang außerdem vor einem enorm wachsenden Flächenverbrauch für Futtermittel. Um den erwarteten Konsum zu stillen, müsse sich allein die Produktion von Sojabohnen von derzeit 260 auf weltweit 515 Millionen Tonnen fast verdoppeln, heißt es. Es sei derzeit "nicht abzusehen", wie all die Tiere in den entstehenden Massentierhaltungsbetrieben ernährt werden sollen, kritisiert der Bericht.

Fatale Folgen für Böden erwartet

Die BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning warnte ihrerseits vor den negativen Folgen einer drastisch höheren Fleischproduktion für die Umwelt. Demnach werden mittlerweile "70 Prozent aller Agrarflächen der Erde" von der Tierfütterung beansprucht. Das habe fatale Folgen für Regenwälder, Böden und Gewässer, etwa durch die Belastung mit Pestiziden.

Vor dem Hintergrund der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA warnt der Bericht auch vor dem Import von hormonbehandeltem Fleisch. Ein solches Abkommen könne "drastische Änderungen" beim Einsatz von Antibiotika und bei der Zulassung von genetisch veränderten Organismen bedeuten, heißt es.

Die deutsche Grünen-Fraktion sprach vor diesem Hintergrund von einem "Jahr der Entscheidung für zahlreiche hart erkämpfte Lebensmittelstandards" in der EU. Mit dem Abkommen bestehe die Gefahr von "gechlortem Hühnchenfleisch, Wachstumshormonen im Fleisch und nicht gekennzeichneten gentechnisch veränderten Lebensmitteln", warnten die verbraucher- und tierschutzpolitische Sprecherin Nicole Maisch und der agrarpolitische Sprecher Friedrich Ostendorff. Wichtig sei eine stärkere Förderung der regionalen nachhaltigen Landwirtschaft.

(APA/AFP)

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