Rohstoffe: Sibirien voller seltener Erden

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Deutsche Studie bestätigt, dass Russland über die weltgrößte Lagerstätte verfügt. Der Markt hat sich nach dem Hype aber geändert.

Wien. Je mehr die Arktis als künftiges Rohstoff-Eldorado Beachtung findet, umso mehr wird auch die Verfügbarkeit der begehrten seltenen Erden wieder von Interesse. Zuletzt hat Russlands Präsident Wladimir Putin Ende 2013 mit der Anordnung aufhorchen lassen, die nordsibirische Lagerstätte Tomtor eiligst erschließen zu lassen. Wie nun die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in einer Studie hervorstreicht, handelt es sich bei dieser Lagerstätte tatsächlich um das aktuell weltgrößte gesicherte Vorkommen, während die Behauptung Nordkoreas, selbst über die weltweit größten Vorkommen zu verfügen, anzuzweifeln sei.

Seltene Erden sind unabdingbar in der Hochtechnologie. Zum Hype um sie kam es 2011, als China, Monopolist in der weltweiten Produktion, mit der extrem preistreibenden Drosselung seiner Exporte brüskierte.

Seither hat sich auf dem Sektor freilich viel getan. Firmen haben nach Möglichkeit begonnen, Ersatzmaterialien zu verwenden. Vor allem bei den leichten seltenen Erden (Lanthan, Cer, Neodym), die in der chemischen Industrie oder etwa von Swarovski zum Polieren von Kristallglas verwendet werden, wurde auch das Angebot ausgeweitet, sodass China seine Exportquoten gar nicht mehr ausschöpft. Im Vorjahr wurde in Kalifornien eine stillgelegte Anlage hochgefahren und in Malaysia ein Werk in Betrieb genommen. „China deckt nun nur noch 80Prozent der Produktion von leichten seltenen Erden ab, künftig vielleicht nur noch 60 Prozent“, erklärt Harald Elsner, BGR-Studienautor, der „Presse“. „Der Bedarf ist für die nächsten Jahrzehnte gedeckt.“

Brisant hingegen bleibt die Situation bei den schweren seltenen Erden (Europium, Yttrium etc.), die in Energiesparlampen, Hybridmotoren oder als Leuchtmittel in Handys verwendet werden. Diese Metalle werden auch weiterhin zu 100 Prozent von den Chinesen kontrolliert. Produktionsstarts in Nordamerika oder Australien zeichnen sich laut Elsner nicht ab. Vielmehr sei mit dem Absinken der Preise seit 2012 sogar die Erkundung zurückgefahren worden.

Das Problem der russischen Lagerstätte Tomtor: Sie enthält vorwiegend leichte seltene Erden. Aktuell produziert Russland nur aus einer einzigen Lagerstätte. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2014)

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