Deutsche Bank im vierten Quartal mit Milliardenverlust

Reuters
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Rechtsstreitigkeiten kosteten 2,45 Mrd. Euro. Das Anleihengeschäft brach deutlich ein. Auch 2014 steht die Bank noch vor großen Herausforderungen.

Ein Einbruch im Investmentbanking, die teure Bewältigung der Altlasten aus der Finanzkrise und der Abbau der Risiken in der Bilanz: Das alles hat die Deutsche Bank im vierten Quartal tief in die roten Zahlen geführt. Der deutsche Branchenprimus bezifferte den Verlust vor Steuern in den Monaten Oktober bis Dezember am Sonntagabend auf 1,15 Mrd. Euro.

Damit blieb für das Gesamtjahr nur ein Gewinn von 2,07 Mrd. Euro vor Steuern übrig - die Hälfte dessen, was Analysten von der Deutschen Bank erwartet hatten. Unter dem Strich standen 1,08 Mrd. Euro.

Aufarbeitung der Skandale

Die Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen vertrösten die Anleger schon jetzt auf das kommende Jahr: "Wir erwarten, dass 2014 ein Jahr mit weiteren Herausforderungen und ihrer disziplinierten Bewältigung sein wird", erklärten sie laut der Mitteilung. "Wir sind jedoch zuversichtlich, unsere für 2015 gesetzten Ziele zu erreichen." Spekulationen über eine bevorstehende Gewinnwarnung hatten die Aktien der Deutschen Bank am Freitagabend in New York bereits um drei Prozent gedrückt.

Für das vergangene Jahr zog das wegen der zahlreichen Skandale zunehmend unter Beschuss geratene Führungsduo ein zwiespältiges Fazit: "2013 war das zweite Jahr in Folge, in dem wir in das künftige Wachstum sowie die weitere Stärkung unserer Kontrollen investierten und Altlasten abarbeiteten." Das habe die Gewinne belastet. Erst am Sonntag hatte das Magazin "Der Spiegel" berichtet, dass der Deutschen Bank nun auch wegen des Verdachts der Manipulation von Devisenkursen eine Sonderprüfung der Finanzaufsicht BaFin bevorsteht.

Die Bilanzrisiken sanken seit Ende 2012 um 11 Prozent, die für die Höchstverschuldungsquote relevante Bilanzsumme um 14 Prozent auf 1,5 Bill. Euro. Mit einem Kernkapital-Polster von 9,7 Prozent lag die Deutsche Bank zum Jahresende noch knapp unter ihrem Zielwert von 10 Prozent. Die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) verbesserte sich 2013 auf 3,1 von 2,6 Prozent - gefordert sind mindestens drei Prozent.

Weitere 2,3 Mrd. für Rechtsfälle reserviert

Allein die Bewältigung der juristischen Nachwehen der Finanzkrise schlug 2013 mit 2,45 Mrd. Euro zu Buche. Im Dezember wurden allein 1,4 Mrd. Euro für die Beilegung eines Streits um fragwürdige Hypothekengeschäfte in den USA mit der US-Behörde FHFA fällig, dazu verhängte die EU-Kommission 725 Mio. Euro Buße für Absprachen über Referenzsätze wie den Libor. Dafür hatte die Bank zwar nach eigenen Angaben schon genügend Geld zurückgelegt. Trotzdem wurden im vierten Quartal erneut eine halbe Milliarde Euro Rückstellungen fällig. Denn die Verhandlungen über weitere Libor-Bußen in den USA und in Großbritannien stehen erst noch bevor. 2,3 Mrd. Euro hat die Deutsche Bank dafür und für weitere juristische Scharmützel wie den Streit mit den Kirch-Erben nun noch reserviert, vor den beiden Vergleichen waren es 4,1 Mrd. Euro gewesen.

Auch im Kerngeschäft lief es zum Jahresende alles andere als rund: Das wichtige Geschäft mit Anleihen und mit anderen festverzinslichen Wertpapieren sowie mit Devisen brach im vierten Quartal um 31 Prozent ein, stärker als bei den meisten Branchengrößen in den USA. Im Investmentbanking sanken die Erträge um insgesamt 27 Prozent. Deshalb und wegen der Kosten des Libor-Skandals verdiente die Deutsche Bank in der Sparte 95 Mio. Euro - gerade noch soviel wie im Zahlungsverkehr. Der größte Gewinnbringer in den letzten drei Monaten des Jahres war das Privatkundengeschäft, obwohl eine steigende Risikovorsorge im Auslandsgeschäft auch hier den Gewinn um ein Viertel auf 219 Mio. Euro drückte.

"Interne" Bad Bank kostete 3,2 Mrd. Euro

Eine weitere halbe Milliarde Euro verschlang im vierten Quartal das Kostensenkungs- und Investitionsprogramm. Am stärksten nach unten zog die Deutsche Bank aber der Abbau der Risiken in der internen "Bad Bank", die 2013 schon fast um die Hälfte auf eine Bilanzsumme von 53 Mrd. Euro geschrumpft ist. Bei ihr standen allein im Quartal 1,1 Mrd. Euro Verlust zu Buche, im Gesamtjahr waren es 3,2 Mrd. Euro.

Finanzvorstand Stefan Krause hatte Analysten hier schon im Herbst auf zusätzliche Belastungen eingestimmt. "Wir pflücken zunächst die niedrig hängenden Früchte", hatte er gesagt. Im vierten Quartal musste sich die Deutsche Bank bei der Ernte deutlich mehr mühen, wie die Zahlen zeigen. Der Hypotheken-Vergleich in den USA fällt in diese Sparte. Auf die BHF-Bank, deren Verkauf an den Finanzinvestor RHJ International immer noch eine Hängepartie ist, schrieb die Deutsche Bank fast 200 Mio. Euro zusätzlich ab. Sie hatte beim Verkaufspreis im Herbst noch einmal nachgegeben.

(APA/Reuters)

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