Fluggäste plündern Bordshop im Ryanair-Jet

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Etwa 170 Passagiere an Bord einer Ryanair-Maschine waren nach zahlreichen Zwischenfällen einer Nervenprobe ausgesetzt.

Noch im Herbst vergangenen Jahres kündigte Ryanair einen Imagewechsel an. Man wolle von der "brüsken Kultur" wegkommen, sagte damals Ryanair-Chef Michael O'Leary. Nun wirft ein Vorfall die Iren im Kampf um einen besseren Ruf wieder weit zurück.

Eine Erkrankung eines Passagiers auf dem Ryanair-Flug FR 1545, der am vergangenen Samstag pünktlich um 17:30 Uhr von Rabat nach Frankreich startete, stand am Anfang einer Geschichte, die gespickt von zahlreichen Zwischenfällen die Fluggäste nicht direkt an ihr eigentliches Ziel in einem Regionalflughafen Beauvais nördlich von Paris gelangen ließ.

Nachtflugverbot in Paris

Denn über Spanien bekam ein Passagier ernsthafte gesundheitliche Probleme, schreibt die "Welt". Damit er medizinisch versorgt werden konnte, war eine außerplanmäßige Zwischenlandung in Madrid fällig. Nach einer längeren Verzögerung ging es dann weiter Richtung französische Hauptstadt. Doch für eine Landung in Paris-Beauvais war es wegen eines bestehenden Nachtflugverbots zu spät.

Das nächstgelegene Ausweichflughafen für die irische Airline lag in Nantes, fast 400 Kilometer von Paris entfernt. Den etwa 170 Passagieren wurde von der Crew eine Hotelübernachtung und Weiterreise nach Paris am nächsten Tag avisiert. Die Uhr zeigte inzwischen zwei Uhr in der Nacht.

Lage eskalierte

Und nun scheiden sich die Geister über die Erzählungen, was an Bord der Ryanair in der Folge vorgefallen sein soll. Laut britischen und französischen Medien sollen sich einige Passagiere geweigert haben, die Maschine zu verlassen. Sie hätten verlangt, sofort zum Zielflughafen nach Beauvais gebracht zu werden. Auch forderten sie Essen und Trinken , was ihnen aber verweigert wurde. So griffen sie zur Selbsthilfe und hätten die Vorräte im Bordshop geplündert. Sie nahmen sich Essen, Getränke - vor allem Alkohol - sowie steuerfreie Waren wie Zigaretten, Parfüm und "alles, was sonst irgendwie wertvoll war", wie es ein Gepäckmitarbeiter in Nantes dem französischen Portal Metronews beschreibt.

Die Situation an Bord war derart eskaliert, dass sogar die Polizei gerufen werden musste um die erzürnten Passagiere zu bändigen. Das Verhalten der aufgebrachten Menge beschreibt der Mitarbeiter "beinahe tierisch" und "barbarisch". Eine Gruppe von "unzufriedenen und besonders respektlosen Passagieren" hätte die Crew quasi "als Geiseln genommen", so der Zeuge.

Passagiere mit Nerven am Ende

Einige Passagiere wiesen die Darstellung des Bodenpersonals in Nantes zurück und stellen die Vorfälle an Bord anders da: "Ich bin kein Plünderer oder Geiselnehmer. Wir waren müde und angesichts der Situation mit den Nerven am Ende. Wir hatten Hunger und Durst und wir bekamen keinerlei Informationen", sagt ein Fluggast zu Metronews.

Ein anderer Mann sagt: "Wir haben uns erlaubt, uns selbst bei Getränken und Essen zu bedienen. Nachdem wir sieben Stunden im Flugzeug eingesperrt waren, anstatt zweieinhalb Stunden, wie eigentlich geplant, mussten die Leute einfach etwas essen."

Aufgrund der Vorkommnisse bei Flug FR 1545 hatte sich Ryanair schlussendlich entschieden, noch in der Nacht für den Transfer nach Beauvais zu sorgen.

Ein ähnliches Erlebnis hatten 189 Passagiere eines Charterfluges der AUA im August 2012, als eine Maschine aus Teneriffa war wegen schwerer Gewitter über Schwechat auf den benachbarten Airport umgeleitet worden und konnte nicht mehr starten.Damals  wurden die Passagiere vom Personal an Ort und Stelle dazu aufgefordert, ihre Heimreise selbst in die Hand zu nehmen.

>> Bericht in "Welt"

(herbas)

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