EZB sollte sich auf neue Maßnahmen vorbereiten, warnt Pier Carlo Padoan. Dazu zählt er auch einen negativen Einlagezins.
Der Chefökonom der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Pier Carlo Padoan, hat im Interview mit dem "Standard" vor einer Deflation in Europa gewarnt. Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte den Prozess beobachten und neue Maßnahmen vorbereiten. "Wenn man erst einmal in der Deflation drinnen ist, ist es zu spät."
In der gesamten Eurozone gehe die Inflation zurück, mit zuletzt 0,7 Prozent sei die Preissteigerung deutlich unter dem EZB-Zielwert von annähernd zwei Prozent gelegen. Außerdem sinken die Preise in einigen südeuropäischen Ländern, insbesondere in Griechenland, zeigte sich Padoan besorgt.
Negativer Einlagezins als Maßnahme
Deflation schade dem Anpassungsprozess in der Euro-Peripherie: Bei sinkendem nominellem Wachstum steige die Verschuldungsquote trotz fiskalischer Anpassung. Bei sinkenden Preisen würden Investitionen und Kaufentscheidungen aufgeschoben.
Die EZB sollte den Prozess beobachten und neue Maßnahmen ergreifen. Dazu zählt Padoan negative Einlagenzinsen, damit die von der Zentralbank geliehenen Gelder auch in der Realwirtschaft ankommen. Auch ein "Quantitative Easing auf europäische Art", eine massive Intervention auf den Sekundärmärkten, wäre ein starkes Signal. Bei einer Ausweitung des EZB-Mandats könnte die Zentralbank auch an den Primärmärkten eingreifen - so wie die US-Notenbank Fed und einige andere Zentralbanken.
Vor einer Deflation in Europa hatte heute auch der Internationale Währungsfonds (IWF) in seiner Weltwirtschaftsprognose gewarnt.
>> Artikel im "Standard"
(APA)