China erwägt Steuer auf Finanzgeschäfte

File photo of a Chinese national flag fluttering at a construction site for a new residence complex in Beijing
File photo of a Chinese national flag fluttering at a construction site for a new residence complex in BeijingREUTERS
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Die EU-Länder ringen seit Jahren um eine gemeinsame Linie bei der Finanztransaktionssteuer. Jetzt könnte ihnen China zuvorkommen.

China erwägt angesichts des massiven Kapitalzuflusses aus dem Ausland die Einführung einer sogenannten "Tobin"-Steuer auf Finanzgeschäfte. Die Finanztransaktionssteuer wird in Europa schon seit Jahren kontrovers diskutiert. Während EU-Länder wie Österreich und Deutschland sich dafür aussprechen, zählt der Finanzplatz Großbritannien zu den größten Skeptikern.

Die Finanztransaktionssteuer wurde vor mehr als 40 Jahren von dem US-Ökonomen James Tobin entwickelt und sieht eine niedrige Steuer auf Devisengeschäfte vor. In China hat der Vize-Gouverneur der Zentralbank, Yi Gang eine "Tobin"-Steuer ins Spiel gebracht. Auch der Chef der Abteilung für internationalen Zahlungsverkehr der Devisenaufsicht SAFE, Guan Tao spricht sich dafür aus.

Angst vor Blase

Der Leitzins der chinesischen Zentralbank liegt derzeit bei sechs Prozent, in den USA hingegen nahe 0 und in der Eurozone bei 0,25 Prozent. Da die Notenbanken vieler Industrieländer seit der Finanzkrise hunderte Milliarden in die Wirtschaft pumpten, suchen Investoren nach guten Anlagemöglichkeiten. China ist nicht nur wegen der höheren Zinsen attraktiv, sondern auch wegen der Aussicht auf einen steigenden Yuan-Kurs. Seit 2005 hat die Währung um etwa 37 Prozent aufgewertet. Peking fürchtet, dass der massive Zufluss ausländischen Geldes zu Preisblasen führen kann und will ihn deshalb begrenzen.

China rechnet heuer mit einem wachsenden Zufluss ausländischen Kapitals. "Wenn der Yuan stabil bleibt oder etwas aufwertet, während zugleich die Yuan-Zinsen höher sind als die von anderen wichtigen Währungen, dann könnten die Finanzgeschäfte großer Unternehmen zu mehr Geldzuflüssen führen", so Guan. "Das wird unsere Devisenreserven nach oben treiben, die bereits sehr groß sind."

Chinas Devisenreserven

Mit 3,82 Billionen Dollar (2,8 Billionen Euro) besitzt China die weltweit größten Devisenreserven. Die Banken des Landes verbuchten 2013 im Devisenhandel einen Überschuss von fast 278 Milliarden Dollar - ein Plus von 210 Prozent zum Jahr zuvor.

(APA/Reuters)

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