Libyen vermasselt OMV-Ölgeschäft

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Während der Gasverkauf steigt, laboriert die OMV an Lieferengpässen und anderen Hürden beim Ölgeschäft. Auch die Ölriesen ExxonMobil und Shell müssen Gewinneinbrüche verdauen.

Wien. Das Schlussquartal 2013 machte nicht nur anderen Größen der Ölbranche zu schaffen. Auch die österreichische OMV sah sich mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert, die zu einer Stagnation in der Förderung führten. Wie das Unternehmen gestern mitteilte, blieb die Förderung von Oktober bis Dezember mit 277.000 Barrel pro Tag auf dem niedrigen Niveau des Vorquartals.

Hauptgrund waren die instabilen Verhältnisse in Libyen, von wo die OMV normalerweise zehn Prozent ihres Öls bezieht. Seit Diktator Muammar Gaddafi gestürzt ist, bleibt das Land von Unruhen gezeichnet. Bei der OMV war die Produktion seit Ende Oktober für mehrere Wochen unterbrochen, ehe sie Anfang 2014 wieder anlief.

Nordseefelder als Retter

Dass die Gesamtproduktion nicht abfiel, verdankt der Konzern dem Ölfeld Gullfaks, das er zuletzt für 2,65 Mrd. Dollar in der Nordsee erworben hat und das seit seiner Inbetriebnahme im November etwa 25.000 Barrel pro Tag liefert. Das Verkaufsvolumen ging dennoch zurück.

Auch das Raffineriegeschäft läuft nicht rund. War die Marge Ende 2012 noch bei 4,03 Dollar je Barrel gelegen, sackte sie im Schlussquartal 2013 auf das historisch niedrige Niveau von 1,16 Dollar ab. Daran werde sich so schnell nichts ändern, erklärte die OMV kürzlich – es bestehen Überkapazitäten. Positiver gestimmt ist man hingegen bei der Förderung, die 2014 auf 320.000 bis 340.000 Barrel pro Tag wachsen sollte. Konzernquellen zufolge nährt sich der Optimismus vom Ölfeld Gullfaks, dessen Tageslieferung im Laufe des Jahres auf 40.000 Barrel steigen sollte. Das riskantere Libyen hingegen, das täglich maximal 30.000 Barrel liefern könne, sei mit einem niedrigeren mittleren Output in die Prognose eingerechnet.

Verkraften muss die OMV im vierten Quartal übrigens auch Sonderaufwendungen in der Höhe von 310 Mio. Euro. Mehr als die Hälfte davon ist einer Wertberichtigung des Speichers Etzel in Deutschland geschuldet.

Gewinneinbrüche bei Ölriesen

Gestaltet sich das Ölgeschäft der OMV problematisch, so ist das Gasgeschäft durchaus wieder erfreulicher. Zwar gingen die Verkaufsmengen im Vergleich zum vierten Quartal 2012 um acht Prozent zurück. Die OMV-Gashandelstochter EconGas aber profitiert von nun günstigeren Gasverträgen mit der russischen Gazprom und der norwegischen Statoil. Die Verträge gelten seit 1. April bzw. 1. Oktober.

Unterdessen gab gestern der US-Ölriese ExxonMobil bekannt, dass der Gewinn im Vorjahr – wie von Experten erwartet – um 27 Prozent auf 32,6 Mrd. Dollar gefallen ist. Die Ursachen dafür liegen in einer niedrigeren Produktion, gestiegenen Investitionen und gesunkenen Margen im Raffineriegeschäft.

Ähnliche Probleme hat der weltweit drittgrößte Ölkonzern, Shell. Er gab gestern bekannt, wie er auf den drastischen Gewinneinbruch im vierten Quartal reagieren werde: Mit einem Sparprogramm und anderen Schwerpunkten, sagte der neue Konzernchef, Ben van Beurden. Investitionen würden gegenüber dem Vorjahr um neun Mrd. auf 37 Mrd. Dollar gesenkt. Ein umstrittenes Förderprojekt in Alaska werde eingefroren. Der Verkauf einzelner Bereiche solle beschleunigt werden und heuer 15Mrd. Dollar einbringen.

Vor zwei Wochen hat Shell angekündigt, dass der Gewinn im vierten Quartal binnen Jahresfrist um fast 50 Prozent auf 2,9 Mrd. Dollar eingebrochen ist – so stark wie zuletzt vor fünf Jahren. Um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, wird die Dividende für das erste Quartal nun um vier Prozent erhöht. (ag./est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2014)

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