Börsenbericht: Korrektur an den Aktienmärkten

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Der Nikkei erlebt den höchsten Tagesverlust seit mehreren Monaten. Und auch an den europäischen Börsen geht es täglich fast nur noch bergab. Kommt der Bärenmarkt?

Wien. An den Börsen herrschte in den vergangenen Tagen vor allem eines: Katerstimmung. Die Sorgen rund um die Entwicklung der Schwellenländer haben die Aktienkurse bereits im Jänner nach unten gedrückt. Dass die US-Notenbank Federal Reserve den Märkten zunehmend Geld entziehen will – und es auch tut –, führt nicht nur zur Kapitalflucht aus den Emerging Markets, sondern ebenso zum Verfall zahlreicher Schwellenland-Währungen.

Nun schicken auch noch enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA und China die Börsen auf Talfahrt. Der Einkaufsmanagerindex der US-Industrie fiel zuletzt stärker, als von Analysten erwartet worden war. Dies nährt Zweifel an der Stärke des US-Aufschwungs. Und auch die neuesten Konjunkturdaten aus China sorgen nicht gerade für Freude. Der Dienstleistungssektor wuchs im Jänner so langsam wie seit einem Jahr nicht mehr. Überhaupt war der Jänner für die Börsen einer der schwächsten Monate seit Langem.

Schwacher Jahresauftakt

Angesichts dieser Gemengelage stünden den Aktienmärkten mehrere Wochen mit größeren Kursschwankungen bevor, schreibt Mitul Kotecha von der Credit Agricole in einem Kommentar. In den USA schlossen die Börsen am Montag um zwei Prozent tiefer. Das ließ auch den japanischen Nikkei nicht unbeeindruckt. Er schloss am Dienstag mit einem Minus von rund vier Prozent, dem größten Tagesverlust seit acht Monaten. Seit Jahresbeginn hat der Index schon zehn Prozent verloren und damit den drittschlechtesten Jänner seit 50 Jahren hingelegt.

Im vergangenen Jahr zählte der japanische Aktienmarkt allerdings zu den besten weltweit. Investoren konnten sich über Kurssteigerungen von über 50Prozent freuen. Im Frankfurter Leitindex DAX ging es seit Jahresbeginn um 4,5 Prozent bergab. Zu den größten Verlierern zählen die Aktien des Pharmakonzerns Merck, von Adidas und des Softwarekonzerns SAP. Sie fuhren ein Minus von je über zehn Prozent ein. Die Wiener Börse hält sich seit Jahresbeginn wacker. Die Verluste halten sich mit rund 1,2 Prozent noch in Grenzen.

Die Unsicherheit an den Aktienmärkten lässt die Anleger auch wieder vermehrt in sichere Staatsanleihen flüchten. Die Rendite richtungsweisender zehnjähriger deutscher Staatsanleihen sank seit Jahresbeginn um 14 Prozent auf 1,65 Prozent. In Österreich ist das Bild ähnlich. Die Rendite fiel im gleichen Zeitraum um über 15 Prozent auf 1,9 Prozent.

Aussagen des Erste-Group-Analysten Günther Artner zufolge befinden sich die Börsen derzeit in einer „ganz normalen“ Korrekturphase. Diese könne zwei bis fünf Wochen anhalten – aber auch noch länger dauern.

Noch über 200-Tage-Linie

Von einem Bärenmarkt sei man hingegen noch weit entfernt. Laut Definition spricht man von einem solchen erst dann, wenn die Aktienmärkte um 20Prozent absacken. Abgesehen davon befinden sich Indizes wie der ATX oder der DAX noch oberhalb der sogenannten 200-Tage-Linie, sagt Artner. Anders ist das hingegen im Dow Jones. Dort hat diese den Index schon gekreuzt. Anhand der 200-Tage-Linie lassen sich Kauf- und Verkaufssignale ermitteln. Ihre Prognosekraft ist nicht unumstritten.

Die niedrigeren Kurse könnten viele Anleger nun zum Einstieg verleiten. Artner warnt jedoch: „Es besteht das Risiko, dass die Aktienkurse noch weiter sinken. Das kann, muss aber nicht sein.“ Damit sich das Blatt wieder wendet, müsste sich eine Wirtschaftserholung abzeichnen. Diese ist an den Märkten schon eingepreist. „Kommt sie nicht, dann sind die Börsen zu hoch bewertet“, sagt Artner. (ag./nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2014)

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