US-Einzelhändler spüren den Druck der Armut

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Die US-Regierung kürzt die Beihilfen für die Bedürftigen. Darunter leiden auch die großen Lebensmittelhändler.

Am Freitag wird US-Präsident Barack Obama ein Gesetz unterzeichnen, das eine Acht-Milliarden-Dollar-Einsparung bei der Lebensmittelunterstützung vorsieht. Betroffen sind in erster Linie die Ärmsten der armen US-Amerikaner. Aber die neue Reglung bringt einen weiteren Verlierer, nämlich die großen US-Lebensmittelhändler, schreiben die "Financial Times". Diese sind von dem Landwirtschaftsgesetz, das sowohl die Zuschüsse für die Bauern als die Lebensmittelmarken für die Niedriglohnempfänger und Arbeitslosen regelt, stark betroffen.

17 Prozent der US-Konsumenten verwenden Lebensmittelmarken.Vor allem der weltgrößte Einzelhändler Walmart zählt eine nicht unbeträchtliche Anzahl von diesen Menschen zu seinen Kunden. 20 Prozent seiner Kunden sollen auf Lebensmittelmarken angewiesen sein, schätzen Analysten. Insgesamt beziehen rekordverdächtige 47 Millionen Amerikaner Marken für ihre Einkäufe.

Umsatzrückgang

Die Handelsunternehmen müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie ihren etwa 15 Millionen Mitarbeitern oftmals nur Mindestlöhne bezahlen und dadurch zur Armut wesentlich beitragen. Für die Regierung Obama ist die Armutsbekämpfung ein wesentliches Thema. So lobte der Präsident in einer Ansprache kürzlich die Einzelhandelskette Costco, die sich durch höhere Löhne deutlich vom Markt abhebt.

Der Konzern Walmart vermeldete bereits Umsatzrückgänge, als ein bereits im November reduziertes Unterstützungsprogramm, das Kürzungen von 11 Milliarden Dollar für drei Jahre vorsah, startete. Ein Vier-Personen-Haushalt habe um 36 Dollar geringere monatliche Beihilfen, errechneten Analysten von Cowen & Co. Das nun beschlossene Gesetz, das für zehn Jahre die jährlichen Mittel um 860 Mio. Dollar kürzt, macht einen Vier-Personen-Haushalt um etwa 90 Dollar pro Monat ärmer. Betroffen von dieser Maßnahme sind immerhin 860.000 Haushalte.

Händler verweigern höhere Gehälter

Die Lebensmittelhändler, die von der Regierung mehr Unterstützung mit Lebensmittelmarken fordern, machen sich verdächtig, damit ihre eigene Geschäfte von Dritten unterstützen zu lassen. Andererseits sind zahlreiche Mitarbeiter aus ihren Reihen auf diese staatliche Unterstützung angewiesen. Denn die Lebensmittelmarken sollen nicht ältere und arbeitslose Menschen abfedern sondern auch einen Ausgleich für die Empfänger niedriger Löhne darstellen. Und da kommt Walmart nicht gut weg. In einem Bericht der Demokraten wird geschätzt, dass 300 Mitarbeiter eines Walmart-Geschäfts in Wisconsin jährliche staatliche Zuschüsse zwischen 3015 und 5815 Dollar erhalten.

Niedrige Löhne bedrohen nicht nur die Arbeiter und deren Familien, sondern sie kosten auch Steuereinnahmen, wird im Bericht festgestellt. Walmart-Mitarbeiter erhalten nach Angaben des Unternehmens durchschnittlich 12 Dollar pro Stunde und nur ein Prozent der Belegschaft müsse sich mit dem Minimum von 7,25 Dollar zufriedengeben. Deshalb forderte auch Präsident Obama die Konzerne auf, die Gehälter zu erhöhen. Er schlägt dem Kongress vor, das Minimum-Gehalt auf 10,10 Dollar anzuheben.

Gehaltserhöhungen würden die US-Wirtschaft ankurbeln, sagt Catherine Ruetschlin, eine demokratische Politikanalystin. Denn Menschen nahe oder unter der Armutsgrenze würden jeden zusätzlichen Dollar Einkommen sofort wieder ausgeben. Dagegen steht die Aussage der Händler, wonach höhere Gehälter Stellenabbau bedeuten würden.

>> Artikel in "Financial Times"

(red/herbas)

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