Kika/Leiner: Branche erwartet Kahlschlag

Symbolbild Kika Leiner
Symbolbild Kika LeinerEPA
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Vor allem Kika könnte unter dem neuen Eigentümer völlig neu ausgerichtet werden.

Wenn der neue Kika/Leiner-Eigentümer Steinhoff mit seinem "Kostensenkungsprogramm" durch ist, könnte bei der Möbelkette kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. In der Branche wird ein Kahlschlag erwartet, dem hunderte Arbeitsstellen und wohl auch einige Filialen zum Opfer fallen werden.

Kika dürfte künftig Richtung Möbeldiskonter getrimmt werden, um es mit den Konkurrenten Lutz, Mömax und Möbelix aufnehmen zu können, wird in der Möbelbranche erwartet. Bei Leiner hingegen dürfte sich kaum etwas ändern, die Linie steht deutlich besser da und hat sich bei den Kunden eindeutiger positioniert.

Kika hat "Positionierungsproblem"

"Leiner spricht eher ältere Personen mit höherem Einkommen im urbanen Bereich an", sagte Christian Wimmer, Chef der Einkaufsverbände Wohn Union und Garan. Kika habe seit langem ein "Positionierungsproblem".

Wimmer und andere Kenner der Möbelbranche machen unter anderem die Expansionsstrategie von Kika für dessen Schieflage verantwortlich. Während sich XXXLutz auf Deutschland konzentrierte und dort stark wurde, ist Kika in den CEE-Raum gegangen. Auch so "waghalsige Expansions-Experimente" wie Saudi Arabien oder Moskau waren darunter.

Leiden unter Osteuropa

Osteuropa litt massiv unter der Wirtschaftskrise. Die Konsumzurückhaltung traf die Möbelkette dort hart. Die Einbußen konnten nicht mehr durch das Geschäft in Österreich kompensiert werden - denn auch die Expansion in Österreich hat sich totgelaufen. Der Markt ist gesättigt. "Früher konnte man die Nachfrage noch über Prospekte ankurbeln. Das geht heute nicht mehr", meinte Wimmer. Jeder Konsument wisse, dass er nicht auf eine Aktion zu reagieren brauche, weil es ständig neue gäbe.

Neben wirtschaftlichen Problemen werden auch interne Fehler gesehen - vom aufgeblähten Verwaltungsapparat bis hin zum altbackenen Aussehen der Kika-Filialen. Um Konkurrenten nicht das Feld zu überlassen, habe Kika selbst unrentable Standorte nicht geschlossen und sie mitgetragen. "Bei Lutz muss jede Filiale für sich Gewinne machen", so ein Unternehmenskenner.

Gehaltskürzungen

Dass die neue Führung nicht zimperlich ist, hat sie laut Gewerkschaft schon bewiesen. Jede Filialleitung soll eine Liste bekommen haben, wie viele Stellen abgebaut bzw. wo Gehaltskürzungen vorgenommen werden sollen. Wimmer glaubt, dass bis zu zehn Prozent der Stellen (von rund 7500, Anm.) wegfallen werden. Aber auch Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie seien gefährdet, da Steinhoff auf eigene Lieferanten zurückgreifen werde, vermutet Wimmer.

Neben der Neuorientierung von Kika/Leiner sorgt eine Verbindung zu XXXLutz in der Branche und unter den Beschäftigten für immer mehr Irritation. Neue Nahrung hat das Gerücht auch durch den Einsatz des ehemaligen Lutz-Managers Hermann Wieser in der Geschäftsführung von Kika/Leiner bekommen. Mit 1. Jänner hat sich XXX-Lutz-Miteigentümer Andreas Seifert zudem beim deutschen Möbeldiskonter Poco beteiligt. Poco gehört wie Kika/Leiner zur südafrikanischen Steinhoff-Gruppe. Das deutsche Kartellamt ist deswegen schon alarmiert.

Klima verbessert

Dem Vernehmen nach soll Steinhoff an XXXLutz interessiert gewesen sein. Manager der Steinhoff-Gruppe sollen sich mit Seifert getroffen haben. Im Juni 2013 gab der Konzern dann aber die Übernahme von Kika/Leiner bekannt.

XXXLutz befindet sich noch heute im Besitz der Brüder Seifert. Bis ins Jahr 2000 hatte die Möbelkette Kika/Leiner der Familie Koch in Österreich die Nase vorne. Ab 2001 preschte XXXLutz vor. Die Familien der beiden Möbelhändler galten als persönlich zerstritten. Das Klima soll sich in letzter Zeit spürbar verbessert haben. "Vielleicht befinden sich bald beide unter dem Dach von Steinhoff", spekuliert ein Branchenkenner. Angesichts der Marktkonzentration eine brisante Kombination: Der österreichische Möbelmarkt wird zu 55 Prozent von Lutz mit seinen Marken XXXLutz, Mömax und Möbelix und von Kika/Leiner dominiert.

(APA)

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Es seien auch bereits laut Unternehmen „einvernehmliche“ Kündigungen ausgesprochen worden. Die Gewerkschaft fordert einen Sozialplan für Kündigungen.

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