Nowotny bringt weitere EZB-Zinssenkung ins Spiel

OENB-CHEF UND EZB-RATSMITGLIED EWALD NOWOTNY
OENB-CHEF UND EZB-RATSMITGLIED EWALD NOWOTNY APA/HERBERT NEUBAUER
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Solange die Inflation nicht anziehe, seien niedrigere Zinsen nicht vom Tisch, so EZB-Ratsmitglied Nowotny.

Eine weitere Zinssenkung in der Eurozone ist nach Einschätzung von EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny nicht vom Tisch. "Unsere längerfristige Zinsprognose sieht vor, dass unsere Zinsen in absehbarer Zukunft gleich bleiben oder sinken - so lange es keine zusätzlichen Inflationsaspekte gibt", so OeNB-Chef Nowotny in einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins bereits auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt, um der Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Wie lange sich die Zentralbank mit ihrer im Fachjargon "Forward Guidance" genannten Prognose an niedrige Zinsen bindet, ließ sie bisher offen. Die Finanzmärkte blicken nun gespannt auf die nächste Entscheidung im März. Dann wird die EZB über aktualisierte Prognosen ihrer Volkswirte zu Inflation, Wachstum und dem Arbeitsmarkt verfügen.

Anleihekäufe als weiteres EZB-Instrument

Alternativ zu einem Zinsschritt habe die Zentralbank jedoch noch einige andere Instrumente im Köcher, um das Finanzsystem zu stützen, ergänzte Nowotny. Sie könnte das europäische Bankensystem mit mehr Liquidität versorgen. Ansatzpunkt sind dabei die Anleihekäufe, die die EZB auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise getätigt hat. Bisher hatte die Zentralbank durch spezielle Geldmarkt-Operationen dafür gesorgt, dass diese Liquidität nicht ins Finanzsystem geschleust wird. Falls diese Praxis nun aufgegeben werden sollte, würde sich die Liquidität auf einen Schlag um rund 170 Mrd. Euro erhöhen. Diese Mittel könnten Banken dann für neue Kredite nutzen.

Allerdings müsste eine solche Maßnahme der EZB von allen Mitgliedern getragen werden. "Ich glaube, wir sind nahe dran. Ich habe nicht viele kritische Stimmen gehört, aber das ist dennoch etwas, das sehr sorgsam geprüft werden muss."

Zwischen 2010 und 2012 hatte die EZB zur Stützung der überschuldeten Länder Griechenland, Irland, Portugal, Italien und Spanien für mehr als 200 Mrd. Euro deren Staatsanleihen gekauft. Um die so entstandene Liquidität wieder aus dem Finanzsystem abzuschöpfen, können Banken das Geld jede Woche wieder bei der EZB anlegen. Die meisten tun dies auch.

(APA/Reuters)

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