Wie die US-Notenbanker im Jahr 2008 über die Krise witzelten

U.S. Federal Reserve Chairman Bernanke responds to reporters during his final planned news conference before his retirement, at the Federal Reserve Bank headquarters in Washington
U.S. Federal Reserve Chairman Bernanke responds to reporters during his final planned news conference before his retirement, at the Federal Reserve Bank headquarters in WashingtonREUTERS
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Aus den Fed-Protokollen kann man einiges herauslesen. Auch, dass im Krisenjahr 2008 im Schnitt 25 Mal pro Sitzung gelacht wurde.

Was haben eine Rezession und schlechte Witze gemeinsam? Ben Bernanke konnte im Jahr 2008 beides nicht verhindern. Selbst in den düstersten Zeiten haben sich die Mitglieder der US-Notenbank Federal Reserve ihren Sinn für Humor bewahrt - und ihre Kollegen mit Witzen über ihre Gattinnen, Essgewohnheiten und grammatische Fehler erheitert.
Bis Ende 2008 hatte die US-Notenbank eine Reihe von Notfallprogrammen lanciert, so dass der damalige Fed-Chef Bernanke von "vielerlei Kreditfazilitäten" sprach, "für die selbst ich nicht mal mehr alle Abkürzungen weiß".
Doch die Häufigkeit der Witze nahm ab, während sich die Finanzkrise verschärfte. Eine Analyse der 1865 Seiten an Mitschriften aus dem Jahr 2008 - die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden - ergab, dass bei jeder Sitzung des Offenmarktausschusses im Schnitt 25 Mal Gelächter ausbrach. Im Jahr 2007 war dagegen etwa 45 Mal pro Sitzung gelacht worden.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat übersetzt, wie die Fed-Banker scherzen ...

... über Immobilien

Im Januar, inmitten der Immobilien-Krise, erzählte der damalige Fed-Gouverneur Frederic Mishkin, dass er gerade ein Haus erworben hatte. Den Kauf vereinbarte Mishkin, obgleich Prognosen auf einen noch deutlicheren Hauspreisrückgang hindeuteten.

"Als jemand, der dummerweise seiner Frau zuliebe einen Vertrag über ein neues Haus abschließen wird, habe ich in diese Richtung gedacht und überlegt, wieder abzuspringen", sagte Mishkin. "Aber dann habe ich beschlossen, dass meine Ehe wichtiger ist."

"Das war eine knappe Sache", sagte Gary Stern, damals der Präsident der Minneapolis-Fed.

"Nebenbei bemerkt, wenn Sie meine Frau kennen würden, dann wüssten Sie, dass es keine knappe Sache war", antwortete Mishkin.

... über Glaubwürdigkeit

Am 16. September führte die Kunst der Fed-Wortwahl zu einem grammatischen Malheur. Der Präsident der Richmond Fed, Jeffrey Lacker, stellte zur Debatte, ob die Fed davon sprechen sollte, die Finanzmärkte "genauestens" zu beobachten, und was es bedeuten würde, wenn dieses Wort gestrichen würde.

"Nun, wir habe Dinge wie 'in einem angemessenen Zeitraum' und andere Ausdrucksformen verwendet", sagte Governor Kevin Warsh.

"Ja, aber das ist ein Adjektiv", warf Lacker ein.
"Nein, das ist ein Adverb", korrigierte Bernanke.
"Das war es dann wohl mit meiner Glaubwürdigkeit", sagte Lacker.

... über Inflation

Als die US-Währungshüter darüber debattierten, ob die Inflation nachlassen würde, wies der Dallas-Fed-Präsident Richard Fisher darauf hin, dass seine Lieblingsbäckerei die Preise erhöht hatte.

"Meine größte Enttäuschung war im Übrigen, dass die Bäckerei, zu der ich seit 30 Jahren gehe, Stein's Bakery in Dallas, Texas, der beste Hersteller nicht nur von Bagels, sondern von allen möglichen Artikeln mit Crisco-Backfett, gerade wegen des Kostendrucks eine Preiserhöhung angekündigt hat", sagte er.

... über Teuflisches Gebräu

Während des Treffens am 28. und 29. Oktober konnten die Fed-Mitglieder nicht widerstehen, Witze über das anstehende Halloween-Fest zu reißen.

"Im Vorfeld von Halloween gab es ein teuflisches Gebräu an Nachrichten", sagte Janet Yellen, ehemals Präsidentin der regionalen Fed-Vertretung in San Francisco und nun Chefin der US-Notenbank.

Chicago-Fed-Präsident Charles Evans witzelte, dass die Menschen "entgeistert seien". Beide Währungshüter fügten ihren Äußerungen ein "Entschuldigung" an.

... über Optimismus

Anfang jenes Monats hatte das US-Arbeitsministerium den Arbeitsmarktbericht für September veröffentlicht, der einen Rückgang der Beschäftigung um 159.000 Stellen aufzeigte. Die Währungshüter sahen daher nicht viel Grund für Optimismus.

"Ich vermute, das beste, das ich derzeit über den dritten Distrikt sagen kann, ist: 'Phillies vor!", sagte Charles Plosser, Präsident der Philadelphia-Fed. Am nächsten Tag gewannen die Phillies - das Baseball-Team von Philadelphia - die World Series im Baseball zum zweiten Mal in der Geschichte des Teams überhaupt.

(Bloomberg)

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