Energieriese RWE erstmals seit mehr als 60 Jahren tiefrot

The coal power plant of German utility RWE Power is reflected in water near the western town of Neurath
The coal power plant of German utility RWE Power is reflected in water near the western town of NeurathREUTERS
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Hohe Schulden, 2,8 Mrd. Euro Verlust: Der deutsche Energieversorger RWE, der auch an der Kärntner Kelag beteiligt ist, steckt in der Krise.

Ein Einbruch in der konventionellen Stromerzeugung hat den zweitgrößten deutschen Energieversorger RWE erstmals seit über 60 Jahren tief in die roten Zahlen gedrückt. Das Nettoergebnis stürzte auf minus 2,8 Milliarden Euro ab. Im Vorjahr hatte RWE noch 1,3 Milliarden Euro verdient. Grund für den hohen Verlust waren Abschreibungen in Höhe von 4,8 Milliarden Euro vor allem auf konventionelle Kraftwerke.

Das um Abschreibungen bereinigte nachhaltige Nettoergebnis gab leicht von knapp 2,5 auf 2,3 Milliarden Euro nach, wie der Konzern am Dienstag in Essen mitteilte. RWE geht auch 2014 von einem deutlichen Ergebnisrückgang aus. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde wohl auf 7,6 bis 8,1 Milliarden fallen, das für die Dividende entscheidende nachhaltige Nettoergebnis auf 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro sinken. Im vergangenen Geschäftsjahr waren beide Werte bereits um rund sechs Prozent geschrumpft.

An Kärntner Kelag beteiligt

RWE will seine Dividende für 2013 auf einen Euro halbieren und fährt unter Konzernchef Peter Terium einen harten Sparkurs. Die Zahl der Vollzeitstellen ging im vergangenen Jahr um knapp 3.900 auf 66.300 zurück. RWE ist in Österreich mit 38 Prozent an der Kärntner Kelag beteiligt. Im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt der frühere Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP).

Das Betriebsergebnis in der konventionellen Stromerzeugung sank um 58 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro - auch weil RWE 2013 für CO2-Zertifikate Geld zahlen musste. Die gesamte Stromerzeugung des Konzerns ging um fünf Prozent auf 217 Milliarden Kilowattstunden zurück. RWE hat bereits mehrere Kohlekraftwerke wegen mangelnder Rentabilität vom Netz genommen.

Die Zahl stillgelegter Kraftwerke könne sich 2014 noch deutlich erhöhen, erklärte Terium im Vorwort zum Geschäftsbericht. Der RWE-Chef plädiert wie viele Branchenvertreter für einen Kapazitätsmarkt, also Zahlungen an die Versorger für das Vorhalten von Kohle- und Gasstrom. Das sei keine Subvention, betonte Terium: "Die Feuerwehr wird ja auch nicht nur dann bezahlt, wenn sie einen Brand löscht."

30 Milliarden Euro Schulden

Zugleich drücken RWE Schulden von über 30 Milliarden Euro. Terium will unter anderem durch den Verkauf von Beteiligungen - wie der Öl-und Gasfördertochter Dea - die leeren Kassen auffüllen. Ziel sei, die Tochter in diesem Jahr zu verkaufen, sagte er. "Allerdings kommt es darauf an, welchen Preis man uns bietet." Für Dea haben sich nach Angaben von Insidern mehrere Interessenten in Stellung gebracht, darunter die BASF-Tochter Wintershall und der russische Investor Michail Fridmann. Die nicht bindenden Gebote beliefen sich auf 3,5 bis rund 5 Mrd. Euro.

RWE leidet allerdings nicht nur an den Folgen der Energiewende. Einige Probleme sind hausgemacht. Teriums Vorgänger Jürgen Großmann und Harry Roels setzten noch auf Kohle- und Kernkraftwerke, als der ursprüngliche Atomausstieg schon längst beschlossen was. Sie hofften, diesen umkehren zu können. 2005 hatte RWE ein milliardenschweres Programm zum Bau neuer konventioneller Kohle- und Gaskraftwerke in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien gestartet. Diese Anlagen werfen wegen der Konkurrenz durch den Ökostrom kaum noch Gewinn ab. Eine eigene Ökostromtochter gründete der Konzern erst 2007.

(APA/Reuters)

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