Preiskampf bei Fleisch: Aldi setzt Konkurrenz unter Druck

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Mitbewerber Lidl kritisiert die Preissenkungen bei der Hofer-Schwester, zieht bei der Reduzierung aber dennoch mit.

Deutschlands führender Diskonter Aldi reduziert die Fleischpreise um sieben Prozent. Der zweitgrößte Diskonter Lidl hat die Preissenkungen des Marktführers Aldi kritisiert, macht aber bei der Preisrunde dennoch mit.

In einer für den Wettbewerb im Einzelhandel ungewöhnlichen Stellungnahme betonte Lidl am Montag, man könne die Kritik gerade an den Preissenkungen bei Rind-, Hendl- und Putenfleisch angesichts der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen für Erzeuger und Verarbeiter sehr gut nachvollziehen. Lidl würde es begrüßen, "wenn es trotz des harten Wettbewerbs in Deutschland gelänge, ein Preisniveau im Frischfleischsektor zu finden, das die richtigen und wichtigen Anstrengungen für mehr Tierwohl unterstützt", hieß es weiter.

Aldi, in Österreich mit der Marke Hofer vertreten, hatte am Wochenende die Fleischpreise in Deutschland um bis zu sieben Prozent gesenkt. Der Schritt dürfte Auswirkungen auf den gesamten Handel haben. Denn viele Wettbewerber orientieren sich im Preiseinstiegsbereich am Diskontmarktführer. Auch Lidl zog ungeachtet der Kritik mit sofortiger Wirkung nach. "Wir wollen vermeiden, dass für unsere preissensiblen Kunden ein Einkaufsnachteil entsteht", begründete das Unternehmen den Schritt. Aldi selbst hatte betont, die artgerechte Haltung werde regelmäßig kontrolliert.

Preissturz auf breiter Front

Aber nicht nur bei Fleisch purzeln die Preise. Seit Jänner hat Diskont-Marktführer Aldi Schlag auf Schlag die Preise für Eier, Instant-Kaffee, Frühstücks-Cerealien, Wein, Fisch, Butter und jetzt auch Fleisch gesenkt. Die Konkurrenz musste nachziehen und ärgert sich. Für Marktforscher Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung(GfK) ist die Aldi-Preisoffensive zum Jahresbeginn strategisch gut nachzuvollziehen: "Aldi hat auf die Preispauke gehauen. Denn das Unternehmen will sein Image als Preisführer schärfen."

Für den Marktführer sei dies heute notwendiger denn je, ist der Branchenkenner überzeugt. Denn seitdem Aldi mehr Markenartikel wie Coca-Cola oder Nivea im Angebot hat, muss sich der Händler stärker als früher dem direkten Preisvergleich mit der Konkurrenz stellen. Und Konkurrenten wie Rewe oder Lidl hatten sich in den vergangenen Monaten geradezu einen Spaß daraus gemacht, mit Sonderangeboten für Coca-Cola den Preis des Marktführers zu unterbieten.

Rohstoffpreise erlauben Reduzierungen

Möglich werden die aktuellen Preissenkungsrunden allerdings nur, weil der Anstieg der Rohstoffpreise, der in den vergangenen Jahren die Preisentwicklung im Lebensmittelhandel prägte, weitgehend gestoppt ist. "Die Entwicklung der Rohstoffpreise erlaubt in diesem Jahr wieder Preissenkungen. Und Aldi nutzt das, um den Wettbewerbern zu zeigen, wer hier den Ton angibt", sagt Matthias Queck vom Marktinformationsdienst Planet Retail.

Bei den Konkurrenten sorgt die aggressive Preispolitik zunehmend für Unmut. "Das ist Wertvernichtung", klagte erst kürzlich Rewe-Chef Alain Caparros. Allein die von Aldi angestoßenen Preissenkungen bei Eiern hätten das Unternehmen beim Rohertrag mehrere Millionen Euro gekostet. Doch eine Alternative dazu, den Preisvorgaben des Diskonters zu folgen, sieht der Manager nicht. "Wir sind in einer Preisspirale, in der wir mitschwimmen müssen. Solange die Discounter mit Umsatz und Kundenzuwachs nicht zufrieden sind, werden sie weiter an der Preisschraube drehen", ist Caparros überzeugt.

(APA/dpa-AFX)

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