Verdacht: Banken frieren Bonuszahlungen ein

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Banken, Bonus(c) APA/EPA/ANDY RAIN (ANDY RAIN)
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Die Großbanken Barclays, Citi und RBS zahlen ihren Währungshändlern keine Boni mehr, da wegen möglicher Manipulationen am Devisenmarkt ermittelt wird.

London. Die Ermittlungen wegen möglicher Manipulationen von Devisenkursen durch Großbanken haben einem Bericht zufolge finanzielle Folgen für deren Mitarbeiter. Die Großbanken Barclays, Citigroup und Royal Bank of Scotland (RBS) hätten die Bonuszahlungen für ihre Währungshändler eingefroren, berichtete die „Financial Times“ am Montag.

Betroffen davon seien nicht nur die Mitarbeiter an den Handelstischen, auf die sich bisher die Ermittlungen von zahlreichen Finanzaufsichtsbehörden weltweit konzentrieren, sondern ganze Abteilungen.

Barclays und Citigroup wollten auf Nachfrage der Zeitung keine Stellungnahme abgeben. Die RBS äußerte sich nicht konkret zu dem Fall, erklärte aber, dass bei laufenden Ermittlungen Prämien für Mitarbeiter generell ausgesetzt würden, bis die Fakten klar seien: „Das entspricht dem normalen Vorgehen und bedeutet keine vorschnelle Beurteilung des Ergebnisses der Untersuchung.“ Behörden ermitteln seit vergangenem Jahr bei mindestens einem Dutzend Banken, ob es auf dem Devisenmarkt ähnlich wie bei den Referenzzinssätzen Euribor und Libor zu Manipulationen gekommen ist.

Händler verschiedener Institute sollen sich untereinander abgesprochen haben, um Kurse zugunsten eigener Geschäfte zu manipulieren. Auf den Devisenmärkten werden täglich 5,3 Billionen Dollar (3,81 Bio. Euro) umgesetzt.

Engpass bei Händlern

Die Händler sollen über Chatrooms und E-Mails Absprachen getroffen haben. Dabei steht insbesondere das Londoner Fixing im Fokus. Mehr als 20 Devisenhändler wurden bisher entlassen oder suspendiert, darunter auch mehrere bei der Deutschen Bank.

Am Dienstag soll der Chef der Bank von England, Mark Carney, zu der Affäre den britischen Abgeordneten Rede und Antwort stehen. Dass die Banken einige der erfahrensten Devisenhändler entlassen haben, führt derzeit zu einer ganz besonderen Form des „Fachkräftemangels“ an den wichtigen Finanzplätzen.
Es herrscht ein eklatanter Engpass an Devisenhändlern. Die Institute meiden im Moment externe Neueinstellungen. Niemand will sich die Finger verbrennen. Zu groß ist das Risiko, dass man sich am Ende namhafte Experten einkauft, die aus früheren Tagen in den Skandal verstrickt sind.

Damit stecken viele Banken in der Zwickmühle. Entweder befördern sie jüngere Mitarbeiter mit weniger Erfahrung auf dem Devisenmarkt auf einflussreiche Händlerposten. Oder sie suchen in anderen Abteilungen nach geeigneten Kandidaten. Diese müssen dann aber erst in den Devisenhandel eingearbeitet werden. Beides sind keine besonders verlockenden Szenarien. Der Talentpool ist ohnehin ausgedünnt, seit der Handel mehr und mehr durch Computer automatisiert wurde.  (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2014)

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