Scania widersetzt sich VW

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Beim schwedischen Lastwagenbauer Scania ist man über das Übernahmeangebot aus Wolfsburg nicht erfreut. Doch VW denkt nicht daran, ein höheres Angebot zu legen.

Stockholm/Hamburg. Die Fronten zwischen dem deutschen Automobilkonzern Volkswagen und dem Lastwagenbauer Scania scheinen sich zunehmend zu verhärten. Ende Februar hat VW ein Übernahmeangebot für das schwedische Unternehmen gelegt und ist damit nicht gerade auf offene Ohren gestoßen. Die VW-Aktie ging auf Talfahrt und auch die Analysten zeigten sich überaus skeptisch.

Am gestrigen Dienstag machte dann auch Scania klar, was es von dem Offert hält: Ein Ausschuss des Verwaltungsrates hat den Aktionären empfohlen, das Angebot zur Komplettübernahme von VW auszuschlagen. Das Angebot sei zu niedrig und spiegle nicht die langfristigen Geschäftsaussichten von Scania wider, wie es in einer Erklärung hieß. Volkswagen hat den Scania-Anlegern 200 schwedische Kronen (22,26 Euro) je Anteilsschein geboten. Das Angebot läuft seit dem 17. März bis 25. April.

Schon als die Deutschen ihre Übernahmepläne veröffentlichten, reagierten die Minderheitseigner des Lkw-Bauers äußerst zurückhaltend. Der staatlich kontrollierte schwedische Pensionsfonds AP4 ließ damals wissen, dass Scania sich als Unternehmen auch allein weiterhin gut entwickeln könne. Immerhin spiele man in der Weltliga mit.

In Summe will sich VW die Übernahme 6,7 Mrd. Euro kosten lassen. Einen Teil des Kaufpreises will der Konzern aus der Portokassa zahlen. Der Rest soll über die Finanzmärkte besorgt werden, auch eine Kapitalerhöhung steht im Raum, für die man die Verwässerung von VW-Vorzugsaktien in Kauf nehmen würde.

Scania-Aufstand lässt VW kalt

Doch obwohl sich Scania gegen VW auflehnt, scheint das die Herren in Wolfsburg vorerst nicht zu kümmern. VW teilte in einer Stellungnahme mit, das Angebot an Scania nicht nachzubessern. Es beruhe „auf Annahmen, die die langfristigen Einschätzungen von Scania widerspiegelten“. Man sehe daher keinen Anlass, seine Position zu ändern.

Volkswagen zeigt sich überzeugt, genügend Aktionäre auf seine Seite ziehen zu können. Gelingt es dem Unternehmen nicht, mehr als 90 Prozent der angestrebten Anteile zu erhalten, wird VW keine weiteren Aktien von Scania zukaufen. Derzeit hält Volkswagen rund 63 Prozent der Scania-Aktien und knapp 90 Prozent der Stimmrechte. Gelingt es VW Scania zu schlucken, werden die Schweden von der Börse genommen. VW ist bereits seit dem Jahr 2000 an Scania beteiligt. Nach dem Hickhack zwischen beiden Konzernen gab die Scania-Aktie im Tagesverlauf um rund drei Prozent nach.

Kostenvorteile erst spät

Volkswagen, besser gesagt dessen Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, versucht bereits seit Jahren, den schwedischen Lkw-Hersteller Scania und den deutschen Lkw-Produzenten MAN (auch eine VW-Tochter) unter einem Dach zu vereinen und eine große Allianz gegen die Konkurrenten Volvo und Daimler zu schmieden.

Durch die Übernahme von Scania erhofft sich Volkswagen eine engere Zusammenarbeit mit seiner Tochter MAN. Die Kostenvorteile werden auf mindestens 650 Mio. Euro pro Jahr beziffert. Doch weil die Produktionszyklen bei Nutzfahrzeugen lange sind, würden die Einsparungen erst in zehn bis 15 Jahren greifen. Bisher beschränken sich die Kostenvorteile auf den gemeinsamen Einkauf von Materialien. Die Entwicklung gemeinsamer Komponenten stockt indes.

Analysten zeigen sich in Anbetracht der geplanten Übernahme äußert skeptisch. Einige unter ihnen sehen bei dem Vorhaben ein grobes Missverhältnis zwischen Kosten und Nutzen. (Reuters/nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2014)

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