Ukraine atmet erst einmal durch

(c) GEPA pictures/ Andreas Pranter
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Der Internationale Währungsfonds stellt dem angeschlagenen Land Milliardenhilfen bereit. Die Auflagen sind hart. Ihre Erfüllung ist aber längst überfällig.

Wien. Großes Aufatmen machte sich gestern auf dem Finanzmarkt der Ukraine breit. Denn obwohl die Mühen der Ebene erst jetzt richtig beginnen, ist die Angst vor einem Kollaps des schwer angeschlagenen Landes erst einmal vom Tisch. Als Retter in der Not hatte sich in der Nacht davor der Internationale Währungsfonds (IWF) mit Kiew vorläufig auf ein zweijähriges Hilfsprogramm von 14 bis 18 Mrd. Dollar (zehn bis 13 Mrd. Euro) geeinigt. Damit ist auch ein ganzes Paket an Hilfen seitens der EU, Japans und der USA freigegeben, das gemeinsam mit dem IWF-Kredit in Summe 27 Mrd. Dollar ergibt.

Als Reaktion zogen zehnjährige Staatsanleihen der Ukraine am Donnerstag deutlich an. Die ukrainische Börse ebenso. Die IWF-Führung wird die Vereinbarung im April prüfen – und zwar nachdem die ukrainische Regierung ein umfassendes Reformpaket als Grundlage für ein nachhaltiges Wachstum angenommen haben wird. Dazu gehört – neben der Reduktion der Zahl der Beamten – vor allem die überfällige Erhöhung der Gaspreise für Endkunden. Ab Mai seien 50Prozent Erhöhung zu erwarten, so der Gaskonzern Naftogaz.

Der Gaspreis ist ein Schlüsselfaktor im Land. Bislang wurde er für Endabnehmer künstlich niedrig gehalten, obwohl Hauptlieferant Russland seit 2009 Höchstpreise verlangt und dies ab 1.April nach einem kurzen Intermezzo wieder tut. Weil der kürzlich gestürzte Präsident, Viktor Janukowitsch, das Problem immenser Leitungsverluste und Verschwendung nicht angegangen war, hatte der IWF übrigens einen in der Finanzkrise gewährten Kredit später wieder eingestellt.

Geostrategisches Statement

Der jetzt neue Anlauf des IWF ist auch politisch ein starkes Statement, geht es doch angesichts der Krim-Krise um eine geostrategische Ausrichtung des Landes. Im IWF sind nach wie vor die USA der größte Anteilseigner, der das Gewicht der Schwellenländer wie Russland dort gering halten will. „Die USA sieht auch die IWF-Hilfe als geostrategischen Schritt“, sagt Bernhard Felderer, Chef des österreichischen Fiskalrates und früher Berater der Ukraine in Sachen IWF.

Die ukrainische Wirtschaft selbst könnte laut Premier Arseni Jazenjuk heuer um drei Prozent schrumpfen.

Auffällig, dass gerade die Moskauer Higher School of Economics (HSE) am positivsten gestimmt ist. Sie prognostiziert der Ukraine, so sie schnell Hilfe erhält, für 2014 einen Wirtschaftsrückgang von nur 1,1Prozent und für 2015 bereits ein Wachstum. Die ukrainische Wirtschaft sei flexibler als die russische aufgestellt, schreibt die HSE. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2014)

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