Große Nervosität an Aktienbörsen

Börse, Aktien
Börse, Aktien(c) REUTERS (LUCAS JACKSON)
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Schwache Zahlen der US-Investmentbank JP Morgan versetzen der Hoffnung auf eine gute Berichtssaison der US-Unternehmen für das erste Quartal einen Dämpfer.

Wien/Frankfurt/New York. Diese Vorgabe aus den USA konnten Europas Märkte nicht ignorieren: Nachdem Gewinnmitnahmen den Nasdaq-Index um 3,1 Prozent gedrückt hatten – der höchste prozentuale Rückgang an einem Tag seit November 2011 –, ging es auch in Europa mit Technologieaktien deutlich nach unten. „Wenn es eine so deutliche Vorgabe aus den USA gibt, dann wirkt sich das letztendlich auch auf die anderen Märkte aus“, sagte Fondsmanagerin Veronika Pechlaner von Ashburton Investments.

Technologieaktien verkauft

Neben den Banktiteln fanden sich am Freitag Infineon oder SAP unter den größten Verlierern in Europa. Zuvor hatten vor allem US-Technologiewerte wie Google oder Facebook über Monate hin starke Preisanstiege verzeichnet und hohe Bewertungen erreicht. Einige Anleger dürften diese Preise jetzt zum günstigen Ausstieg nützen. Seit Tagen fallen die Kurse der Tech-Aktien – bei starken Schwankungen und mit Rückschlägen.

Verunsichert zeigten sich Anleger auch durch die Lage in der Ukraine. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt gedroht, die Gaslieferungen in das Land zu drosseln. Die Ukraine deckt rund die Hälfte ihres Erdgasbedarfs mit russischen Importen. Die EU und auch Deutschland beziehen ein Drittel des Erdgases aus Russland. Davon fließen rund 50 Prozent über die Ukraine. „Per Saldo spricht vieles dafür, dass der Risikohunger der Anleger vor dem Wochenende nicht sehr ausgeprägt ist“, sagte LBBW-Investmentanalyst Werner Bader.

All das führte dazu, dass die meisten Börsenindizes am späten Freitagnachmittag tiefrot waren: Der Frankfurter DAX rutschte zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 9300 Punkten. Unter den größten Verlierern fand sich neben den Technologiewerten auch die Lufthansa, die in den Wochen zuvor starke Kursanstiege verzeichnet hatte. Einige Investoren dürften nun Kasse machen. In Wien trennten sich die Anleger vor allem von Zumtobel, dem ATX-Bestperformer des laufenden Jahres.

Vor der anstehenden Berichtssaison scheuten Investoren jegliches Risiko und drückten entsprechend auf den Aktienverkaufsknopf, um sich sehr defensiv zu positionieren, hieß es aus dem Handel. Die Frage sei aber im Moment, ob es tatsächlich nur eine Auflösung riskanter Aktienpositionen sei, oder ob hinter der aktuellen Korrektur mehr stecke.

Die kürzlich angelaufene US-Berichtssaison nahm indes einen schwachen Verlauf: Die Quartalszahlen von JP Morgan dämpften die Hoffnung auf eine starke Berichtssaison der Unternehmen im ersten Quartal. Der Gewinn der Bank war in den ersten drei Monaten um 19 Prozent eingebrochen. Das drückte weltweit die Kurse von Bankaktien nach unten (auch in Wien zählten Raiffeisen Bank International und Erste Group zu den Verlierern). Da die US-Notenbank Fed ihre milliardenschweren Ankäufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren sukzessive drosselt, ebbt die Flut des extrem billigen Geldes allmählich ab. Bei JP Morgan litten vor allem das Geschäft mit Immobilienfinanzierungen und der Handel im Investmentbanking.

Flucht in „sichere“ Werte

In den Aktienkursen der US-Firmen war viel Hoffnung auf steigende Gewinne eingepreist – trotz des strengen Winters. Diese dürften sich nicht ganz erfüllen. Die Gewinne der US-Unternehmen dürften zwar gestiegen sein, jedoch nur noch leicht, sagte ein Vermögensverwalter. Die Anleger fliehen wieder in „sicherere“ Werte: Der Goldpreis befindet sich seit ein paar Tagen wieder im Aufwind und hat die Grenze von 1300 Dollar je Feinunze wieder übersprungen.  (ag/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2014)

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