Vom Himmel ins Meer: Saab will U-Boote bauen

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GERMANY SUBMARINE(c) EPA (A2108 Wulf Pfeiffer)
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Der Flugzeugbauer Saab will die schwedische U-Boot-Sparte von ThyssenKrupp kaufen. Die Deutschen haben die Verkaufsverhandlungen bereits bestätigt.

Stockholm. Aus dem Himmel tief unter den Meeresspiegel: Deutschlands Rüstungsindustrie könnte beim U-Boot-Bau bald Konkurrenz aus Skandinavien bekommen. Nach wochenlangen Spekulationen ist es nun offiziell: Saab hat am Montag bestätigt, dass es voraussichtlich sämtliche U-Boot-Produktionsstätten in Schweden von ThyssenKrupp kaufen wird. Saab habe mit Vertretern des deutschen Konzerns eine Absichtserklärung unterschrieben. Einen genauen Zeitplan gebe es nicht. Die Verhandlungen seien noch in einem frühen Stadium.

Der traditionelle schwedische U-Boot-Hersteller Kockums, derzeit ThyssenKrupp Marine Systems AB, würde dann wieder schwedisch werden. Die Produktionsanlagen befinden sich im südschwedischen Karlskrona als Hauptstandort. Hinzu kommen Malmö und das außerhalb von Stockholm liegende Muskö. Bedingung ist, dass die Kartellbehörde zustimmt.

Das für Militäreinkäufe zuständige staatliche schwedische Rüstungsmaterialamt FMV hat Saab aufgefordert zu prüfen, ob der Konzern in der Lage wäre, den U-Boot-Bau für Schweden von den Deutschen zu übernehmen. FMV hat Saab für eine Studie zu dieser Frage 25 Millionen Kronen (2,8 Millionen Euro) bezahlt, berichtete die „Svenska Dagbladet“.

Saab warb Experten im großen Stil ab

Zwischen Stockholm und ThyssenKrupp war es zuvor laut „Svenska Dagbladet“ zu einem heftigen Streit gekommen, weil der deutsche Konzern die Entwicklung der in Schweden hergestellten U-Boot-Linie zugunsten der in Deutschland gebauten Modelle stilllegen wollte. Stockholm war jedoch der Meinung, die schwedische Marine brauche eine Weiterentwicklung der schwedischen U-Boot-Sparte. Fazit: Das Rüstungsmaterialamt FMV entschied sich, nicht mehr bei ThyssenKrupp zu kaufen. Brachenkennern ist klar, dass Saab die erheblichen Kosten für eine U-Boot-Sparte nur tragen kann, wenn es auch im Ausland Käufer findet.

Da ThyssenKrupp zunächst anscheinend den Verkauf seiner schwedischen Anlagen ablehnte, hatte Saab bereits vor einigen Wochen damit begonnen, die Fachleute von ThyssenKrupp Marine Systems AB in Schweden im großen Stil abzuwerben. Ein Grund für die vorerst ablehnende Haltung von ThyssenKrupp könnte die Erkenntnis gewesen sein, dass den Deutschen mit Saab ein unliebsamer Konkurrent auf dem überschaubaren weltweiten U-Boot-Markt entstehen könnte. Nun haben sich die beiden Unternehmen offenbar doch noch geeinigt. Vielleicht auch, weil die Deutschen keine Wahl hatten, so schwedische Branchenkenner.

U-Boote sollen Gripen helfen

ThyssenKrupp begründete die Verkaufspläne offiziell mit der Absicht der schwedischen Regierung, „künftige Marineschiffbauprogramme national durchführen“ und keine U-Boote von dem deutschen Konzern mehr kaufen zu wollen. ThyssenKrupp will sich nun auf seine Marineschiffbau-Aktivitäten in Kiel, Hamburg und Emden konzentrieren. Die Auftragslage sei gut und die drei deutschen Standorte seien bis 2020 gesichert.

Saab könnte durch die Übernahme eines Großteils der 900 Mitarbeiter die U-Boot-Sparte relativ kostengünstig erwerben. Denn die teuren Baupläne für das neue schwedische U-Boot A26 sind im Besitz des schwedischen Staates und nicht von ThyssenKrupp, weil die Entwicklung über schwedische Steuergelder finanziert wurde.

Schwedens einst kriselnder Fluggerätehersteller Saab, nicht zu verwechseln mit dem inzwischen chinesischen Autohersteller Saab, zeigt sich insgesamt immer selbstsicherer. Zunächst sicherte das Unternehmen das Überleben seiner Kampfjetlinie Gripen durch einen Verkauf der Flieger an Brasilien. Unter Voraussetzung eines Ja-Referendums am 18.Mai wird Saab auch die Schweiz beliefern.

Vielleicht erhofft sich der Konzern von der vorgezogenen Bekanntmachung zum U-Boot-Bau auch Rückenwind bei der Volksabstimmung in der Schweiz.

AUF EINEN BLICK

Saab wird von ThyssenKrupp voraussichtlich sämtliche U-Boot-Produktionsstätten in Schweden kaufen. Damit würde der ehemals schwedische U-Boot-Hersteller Kockums – derzeit ThyssenKrupp Marine Systems AB – wieder schwedisch. Saab bestätigte, mit Vertretern des deutschen Konzerns eine Absichtserklärung unterschrieben zu haben.

ThyssenKrupp will sich nun auf den Marineschiffbau in Kiel, Hamburg und Emden konzentrieren. Der deutsche Konzern wollte die Entwicklung der in Schweden hergestellten U-Boote ursprünglich zugunsten der Modelle aus Deutschland stilllegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2014)

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