ATX-Firmen zahlen höhere Dividende

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Im Vorjahr schütteten die Firmen trotz gesunkener Gewinne 3,9 Prozent höhere Dividenden aus. Die Arbeiterkammer übt Kritik, die Industriellenvereinigung verteidigt die Strategie.

Wien. 2,1 Mrd. Euro haben die 20 Unternehmen, die im Wiener Leitindex ATX gelistet sind, im Vorjahr an ihre Aktionäre ausgeschüttet, um 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Ausschüttungsquote (Anteil des Gewinns, der als Dividende ausgeschüttet wird) erhöhte sich um fast die Hälfte auf 60 Prozent. Das bedeute, dass trotz gesunkener Gewinne die Höhe der Dividenden gleich bleibe bzw. sogar steige, kritisiert die Arbeiterkammer (AK). „Eine sorgsame und nachhaltige Unternehmenspolitik kann ich darin wahrlich nicht erkennen“, schreibt AK-Präsident Rudi Kaske und fordert die Unternehmen auf, das Geld lieber zu investieren.

„Dividende trotz Verlusts“

Im Detail dürfen sich die Aktionäre von 60 Prozent der Firmen über eine höhere Dividende als im Vorjahr freuen, stellt Markus Oberrauter, Autor der AK-Studie zur Ausschüttungspolitik der ATX-Konzerne, fest. Vier Unternehmen (RHI, Schoeller-Bleckmann, Telekom Austria, Wienerberger) halten das Niveau konstant, nur bei drei gibt es Rückgänge (Erste Group, Andritz, Lenzing). Bei der Immofinanz gibt es heuer keine Bardividende, dafür erhalten die Aktionäre Buwog-Anteile im Zug der Abspaltung der Wohnbau-Tochter. Der Baustoffkonzern Wienerberger zahle trotz Verlusten eine Dividende aus, kritisiert die AK. Und die Erste Group schreibe zwar knapp Gewinne, ziehe man aber die Dividende für das Partizipationskapital ab, bleibe ein Minus über. Conwert und Post schütteten hingegen mehr aus, als sie Gewinn erwirtschaftet haben.

Das könne auf die Dauer nicht gut gehen, meinen die Studienautoren und verweisen auf die teilstaatliche Telekom Austria: Diese habe jahrelang die Liste der höchsten Ausschüttungsvolumina angeführt, was letztlich an die Substanz des Unternehmens ging. „Hier wurde immerhin die Reißleine gezogen und die Ausschüttungen auf ein notwendiges Minimum herabgesetzt“, schreibt Oberrauter.

Absolut betrachtet zahlt die OMV die höchste Dividende aus (407,7 Mio. Euro), gefolgt vom Verbund (347,4 Mio. Euro inklusive Bonusdividende), von der Raiffeisen Bank International (298,3 Mio. Euro), Vienna Insurance Group (166,4 Mio. Euro) und Voestalpine (165,5 Mio. Euro). Die Raiffeisen Bank International schüttet allerdings nur insgesamt mehr aus als im Vorjahr. Da es seit der Kapitalerhöhung mehr Aktien gibt, entfällt auf jede einzelne Aktie eine etwas geringere Dividende.

Zu den Firmen mit den höchsten Dividendenrenditen (Dividende gemessen am gegenwärtigen Kurs) zählen derzeit Post, Uniqa und OMV.

„Ausschüttung hilft Firmen“

Anderer Meinung als die Arbeiterkammer ist die Industriellenvereinigung. Es sei ein Widerspruch, wenn die Arbeiterkammer von Unternehmen stärkere Investitionskraft und den Aufbau von Arbeitsplätzen fordere, hingegen aber die Bedienung von Aktionären kritisiere, die dafür ihr Eigenkapital zur Verfügung stellen, meinte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, in einer Aussendung.

Vergleiche man außerdem die Dividenden gemessen am Umsatz mit dem Jahr 2007, dem letzten Normaljahr vor der Krise, dann seien die Ausschüttungen bis 2012 um 47Prozent gesunken. Erst in den vergangenen Jahren hätten sich die Ausschüttungen auf niedrigem Niveau stabilisieren können.

Neumayer hält es für einen Trugschluss, dass geringere Dividenden höhere Investitionen bedeuten. Ausschüttungen würden vielmehr garantieren, dass Eigentümer und Investoren dem Unternehmen vertrauten und auch wieder Kapital für Investitionen zur Verfügung stellten. (b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2014)

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