Porträt: Der sagenhafte Reichtum war dem fünften Sohn einer libanesischen Einwandererfamilie nicht in die Wiege gelegt.
Manchmal ist es leicht, viel Geld zu machen - zum Beispiel mit der kostengünstigen Übernahme eines Monopolbetriebes, der als Mitgift noch ein Verbot von Konkurrenzbetrieben für die nächsten sechs Jahre erhält. Dieses Glück fiel dem Mexikaner Carlos Slim (74) in die Hände - und machte ihn mit der Telefonfirma Telmex in dem als sehr korrupt geltenden Mexiko zum reichsten Mann der Welt. Den Titel "Herrscher von Mexiko" hatte er sich schon zuvor medial erworben.
Der sagenhafte Reichtum war dem fünften Sohn einer libanesischen Einwandererfamilie nicht in die Wiege gelegt. Nach dem Studium des Bauingenieurswesens in Mexiko Stadt baute er zeitgleich mit seinem beruflichen Aufstieg sein politisches Netzwerk aus. Als Präsident Carlos Salinas die staatliche Telefongesellschaft Telmex privatisierte, schlug die große Stunde des kleinen Mannes. Er erhielt den Monopolbetrieb für 1,8 Milliarden Euro - Schätzungen zufolge rund die Hälfte des tatsächlichen Wertes. In Folge erhöhte er deutlich die Telefontarife, noch heute gilt Mexiko hier als eine der teuersten Nationen. Der Konzern um Telmex und America Movil hat an der New York Stock Exchange aktuell einen Börsenwert von rund 70 MilliardenDollar (50 Milliarden Euro).
Für das beginnende Mobilfunkgeschäft war die frühere Tochter America Movil zuständig. Mittlerweile hat Slim in Süd- und Nordamerika und auch Europa kräftig expandiert. In dem über weite Strecken sehr armen Mexiko macht Slims Vermögen rund fünf Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus. Sein Vermögen wird auf rund 55 Milliarden Euro geschätzt.
Wenn ich sterbe, werde ich nichts mitnehmen
Auf die Frage eines Journalisten bei einer seiner seltenen Pressekonferenzen, wie er sich als reichster Mensch der Welt in einem Land mit 50 Millionen armen Menschen fühle, meinte er: "Wenn ich sterbe, werde ich nichts mitnehmen." Weiters ist von ihm dieses Zitat überliefert: "Die Armut wird nicht durch Gaben beseitigt." Firmen aufzubauen bringe der Gesellschaft mehr als "herumzulaufen wie der Weihnachtsmann." Wer ihm Marktbeherrschung und Monopolbildung im Telekommunikationsmarkt vorwerfe, der hätte besser selber investiert, als sich die Chance bot.
(APA)