Banken: Geschäft mit faulen Krediten boomt

UniCredit Bank headquarters is pictured in Milan
UniCredit Bank headquarters is pictured in Milan(c) REUTERS (ALESSANDRO GAROFALO)
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Die Bank-Austria-Mutter UniCredit trennt sich von faulen Krediten in Milliardenhöhe. Käufer sind meist Finanzinvestoren. Diese verdienen mit dem Eintreiben von Sicherheiten Geld.

Wien. Der Bilanzcheck der Europäischen Zentralbank (EZB) setzt die Finanzbranche unter Druck: Am Dienstag kündigte die Bank-Austria-Mutter UniCredit deshalb an, faule Firmenkredite auszulagern. UniCredit wird dazu mit der italienischen Intesa Sanpaolo, dem US-Finanzinvestor KKR und dem Restrukturierungsexperten Alvarez & Marsal eine eigene Gesellschaft gründen. Weitere Details sind noch nicht bekannt. Finanzkreisen zufolge geht es um ein Volumen von mehreren Milliarden Euro. In Österreich kommen solche Kreditverkäufe relativ selten vor.

In Italien dagegen ist die wirtschaftliche Lage besonders schlimm. Das Land leidet unter der schwersten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Heuer stieg das Volumen der Problemkredite auf einen Rekordwert von 162,04 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 24,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Um bei der EZB-Prüfung gut abzuschneiden, veräußern nun viele Finanzkonzerne noch schnell faule Kredite. Käufer sind meist Hedgefonds wie der US-Finanzinvestor Cerberus.

Ein Beispiel: Die Bank hat einen Kredit von 100.000 Euro vergeben. Ist der Kunde mit der Rückzahlung 90 Tage im Verzug, wird das Darlehen im Regelfall als „Not leidend“ eingestuft. Ein Hedgefonds zahlt dafür etwa 70.000 Euro. Die Bank muss für den Differenzbetrag von 30.000 Euro in der Bilanz eine Wertberichtigung vornehmen, falls sie das bislang noch nicht gemacht hat.

Für den Finanzinvestor ist das Ganze nur dann ein Geschäft, wenn er mit dem Eintreiben von Sicherheiten mehr als 70.000 Euro erhält. Beim jetzigen Kreditpaket, das von UniCredit ausgelagert wird, handelt es sich nur um Firmendarlehen in Italien. Kunden der UniCredit-Tochter Bank Austria sind davon nicht betroffen.

Die Bank Austria hat vor sechs Jahren faule Privatkredite im Ausmaß von 850 Millionen Euro an ausländische Investoren veräußert. Dies sorgte damals für Proteste. Konsumentenschützer äußerten die Befürchtung, dass die neuen Eigentümer die ausstehenden Beträge mit härteren Methoden eintreiben könnten. Das Ganze war eine einmalige Aktion. Seit damals wurden keine Privatkredite mehr verkauft, heißt es bei der Bank Austria. Und es sei auch nicht geplant.

Bawag verkauft Kredite

Etwas anders sieht die Situation bei der Bawag aus. Die frühere Gewerkschaftsbank hat sich im Vorjahr laut Geschäftsbericht von Krediten im Volumen von 285 Millionen Euro getrennt. „Der Verkauf erfolgte an einen unabhängigen dritten Finanzinvestor“, heißt es dazu in der Bawag-Pressestelle. Den Namen will man nicht bekannt geben. „Für die Kreditnehmer hat der Verkauf keine Auswirkungen, sie werden keinesfalls schlechter gestellt“, so die Bawag. In Italien und in anderen europäischen Ländern boomt das Geschäft mit faulen Krediten. Denn Hedgefonds übernehmen meist nur Darlehen, die mit Immobilien besichert sind. Kommen die Schuldner ihren Verpflichtungen weiterhin nicht nach, holen sich die Hedgefonds die Immobilien und machen diese später zu Geld.

Bei der Erste Bank heißt es dazu, dass man in Osteuropa – wie beispielsweise in Rumänien und Ungarn – auch faule Kredite verkaufe. In Österreich sei dies bislang nicht passiert, weil die Bank für ihre geringeren Volumina an faulen Krediten keinen zufriedenstellenden Preis bekommen habe. Daher treibe man die Kredite selbst mithilfe von Anwälten ein.

Kunden können sich nicht gegen den Weiterverkauf von Krediten wehren. Sie müssen von der Bank auch nicht um ihre Zustimmung gefragt werden. Allerdings ist gesetzlich festgelegt, dass sich bei einem Weiterverkauf die Kreditkonditionen für die Kunden nicht verschlechtern dürfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2014)

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